Vor den Augen von Tennis-Legende Rod Laver ist am Sonntag der erste, nach ihm benannte Laver Cup spannend zu Ende gegangen. Das Team Europa siegte im Kräftemessen gegen eine Welt-Auswahl dank Roger Federer: Er wehrte im letzten Einzel vor neuerlich 17.000 Fans in der ausverkauften Prager O2-Arena gegen den Australier Nick Kyrgios einen Matchball ab und stellte den 15:9-Endstand her.

Federer siegte nach 2:04 Stunden mit 4:6,7:6(6),11:9 und verhinderte das 12:12 durch die von John McEnroe angeführte Welt-Auswahl. Dann wäre ein zusätzliches Doppel in einem Satz nötig gewesen.

Zuvor hatte John Isner mit einem 7:5,7:6-Erfolg über den Weltranglisten-Ersten und US-Open-Sieger Rafael Nadal die Welt-Auswahl noch auf 9:12 herangebracht. Da am Sonntag drei Punkte pro Sieg vergeben wurden, hätte Kyrgios mit einem Sieg über Federer den Ausgleich schaffen können. Der Modus der ansteigenden Punkte pro Spieltag (Freitag ein Zähler pro Sieg, Samstag zwei, Sonntag drei) hatte bis zum Schluss für Spannung gesorgt. Bei "normaler" Zählweise hätte den Gastgebern am Sonntag ein Sieg aus vier Partien gereicht.

Wie viele Emotionen hinter dem ersten Laver-Cup steckten, beweist dieses Video von Federers verwertetem Matchball:

Am Ende durfte sich Europas Kapitän Björn Borg, in dessen Team auch der Österreicher Dominic Thiem am ersten Tag einen Punkt beigesteuert hatte, über den Sieg über McEnroes Mannschaft freuen.

Der neue Bewerb darf als großer Erfolg bezeichnet werden. Einerseits wegen der alles andere als Exhibition-Charakter habenden Qualität der Matches, andererseits auch dank der Leidenschaft, mit der die Spieler auch ihre Teamkollegen angefeuert haben. "Ich gratuliere Europa, es waren tolle drei Tage hier. Ich sehe, die Spieler haben Tränen in den Augen. Diese Burschen haben ihr Herz und ihre Seele auf dem Platz liegen lassen", meinte McEnroe in Richtung seiner Mannschaft.

Gleiches galt aber gerade auch für die Superstars Federer und Nadal, die sich auch von den Spielen ihrer Team-Mitglieder, darunter auch Thiem am Freitag (Sieg über John Isner), mitreißen ließen und mitgefiebert haben. "Ich bin sehr stolz auf mein Team. Das Tennis, das beide Teams gezeigt haben, war unglaublich. Jedes Match war Weltklasse-Tennis und das wollen wir ja alle sehen", lobte auch Tennis-Legende Borg die Spieler.

"Es war wirklich hart, Team World hat am Ende noch alles rausgeholt. Ich bin sehr erleichtert, dass wir es noch gewonnen haben", meinte Federer, der die Idee für diesen Bewerb auch wegen seiner ehrlich gemeinten Verehrung für Laver gehabt hatte. "Er hat so viel für diesen Sport getan. Ich hoffe, Sie sind glücklich. Danke für alles, was Sie diesem Sport gegeben haben", sagte Federer in Richtung Laver, der 1962 und 1969 zweimal den Grand Slam innerhalb eines Kalenderjahres geschafft hatte. "Das bin ich", erwiderte der gerührte 79-jährige Australier.

Auch für den Weltranglisten-Ersten Nadal war das Erlebnis in Prag ein besonderes. "Das war unvergesslich für mich, wie wir als Team zusammengehalten haben, was für ein tolle Mannschaft. Das war vielleicht eine der schönsten Wochen in meiner Karriere", erklärte der Spanier und versprach auch schon die Revanche für 2018. "Ihr habt uns alles abverlangt. Wir freuen uns, nächstes Jahr zu euch zu kommen", sagte Nadal in Richtung Team Welt.

Im jährlich wechselnden Gastgeber-Recht wird der nächste Laver Cup im United Center von Chicago vom 21. bis 23. September 2018 stattfinden. Man darf gespannt sein, wie dieser, an den Ryder Cup der Golfer angelehnte, neue Bewerb, im Sportland USA aufgenommen wird.