Zum fünften Mal en suite hat Dominic Thiem bei einem Major-Turnier das Achtelfinale erreicht. Am Montag möchte der Niederösterreicher erstmals abseits der French Open in die nächste Phase vorstoßen. Will er in sein drittes Grand-Slam-Viertelfinale, dann muss Thiem sein bestes Tennis abrufen: Der ehemalige US-Open-Sieger Juan Martin Del Potro ist wie vor Jahresfrist in New York die hohe Hürde.
"Ich muss schauen, dass ich in der nächsten Runde von Beginn an voll da bin", lautet das Credo von Thiem. Im Drittrundenmatch gegen Adrian Mannarino war das nicht der Fall, nur mit viel Arbeit und einer Spur Glück hat Thiem bei 3:5 den Satz noch drehen können. Gegen einen Del Potro muss er sich weiter steigern - und das weiß Thiem, der am Sonntag seinen 24. Geburtstag einmal mehr in New York feierte, ganz genau.
"Es war viel besser als in den ersten beiden Runden. Natürlich gibt es immer Raum für Steigerung und ich bin wirklich froh, dass es von Match zu Match besser wird", konstatierte Thiem im internationalen Teil seiner Pressekonferenz, die von wenigen Journalisten besucht wurde. "Ich muss mich in der nächsten Runde sehr verbessern", sagte der zweifache French-Open-Halbfinalist.
"Favoriten sind andere"
Vor fast vollem Interview-Raum ließ sich Ex-US-Open-Champion Del Potro hingegen trotz seiner starken Auftritte die Favoritenrolle nicht zuschieben. "Er hat alles, um das Match zu gewinnen. Er ist der Favorit für das Match, aber ich spiele gerne gegen ihn", erklärte der Argentinier. Ob er aufgrund der vielen Überraschungen nicht an eine offene Tür für sich selbst glaubt? "In der unteren Hälfte des Tableaus wird ein Spieler für eine Überraschung sorgen. Aber in der oberen Hälfte haben wir Roger und Rafa sowie Dominic - und sie sind sicher die Favoriten, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen", sagte "Delpo".
An die größere Dimension will Thiem zumindest nach außen hin nicht denken. Immerhin ist er neben den Superstars Rafael Nadal und Roger Federer der letzte noch verbliebene Spieler der Top 8 Gesetzten. "Sicher kann man das auch so sehen. Ich denke, es würde viel einfachere Achtelfinal-Gegner geben. Vor allem in der unteren Hälfte, die ist jetzt nicht so der Burner, würde ich sagen", erklärte er lachend. Seine Hälfte sei hingegen sehr schwierig, weil eben neben Nadal und Federer auch Del Potro in dieser sind. "Ich kann nicht weiter vorausschauen als zum Match am Montag."
In der Wiederholung des Vorjahres-Achtelfinales trifft Thiem also neuerlich auf den 19-fachen Turniersieger Del Potro. Am 5. September 2016 hatte Thiem in seinem Debüt im mächtigen Arthur Ashe Stadium bei 3:6,2:3 wegen eines verletzten rechten Knies aufgeben müssen. "Ich kann mich erinnern, dass ich damals im ersten Satz ganz gut gespielt habe und daran kann man anschließen", so Thiem.
Verbesserte Beinarbeit
Wesentlich verbessert hat Thiem im Verlauf des Turniers seine Beinarbeit bestätigte er auf Nachfrage. "Ich war in den ersten zwei Runden vielleicht ein bisschen schwerfällig, nicht so spritzig wie normal. Ich bin froh, dass das zurückgekommen ist. Das hängt alles zusammen, und deshalb habe ich auch generell besser gespielt."
Del Potro habe sich hingegen wieder bei den US Open sehr gesteigert. Seine Taktik? "Man muss sicher kein Hehl daraus machen, dass man eher über die Rückhand gegen ihn spielen sollte. Aber ihn auch über die Vorhand zum Laufen bringen."
Gefreut hat sich der Lichtenwörther über den Besuch von Christian Fuchs. "Wir verstehen uns ziemlich gut. Sollte ich hier nicht ganz weit kommen, überlege ich eh, ob ich mir das Match zwischen Leicester und Chelsea anschaue", verriet Thiem. Eine Einladung von Fuchs hat er bekommen.
Sein Coach Günter Bresnik freut sich über die Konstanz seines Schützlings bei den Majors. "Er spielt immer sehr kontrolliert. Es macht sich bezahlt, wenn du gesetzt bist. Da musst du keinen Kapazunder in den ersten Runde ausschalten", meinte Bresnik gegenüber der APA - Austria Presse Agentur.
Natürlich fand Bresnik auch im Samstag-Match Kritikpunkte, vor allem im ersten Satz ("bis zum 3:5 war es bodenlos"). Doch fünf Achtelfinali en suite beeindrucken auch den Star-Trainer. "Das ist für mich ein Zeichen seiner taktischen Disziplin, spielerischen Qualität und Fitness."
Handlungsbedarf war nötig
Bresnik gestand im Rückblick, dass es nach dem nicht nach Wunsch verlaufenen Übersee-Start schon Handlungsbedarf gegeben hat. "Als ich nach Amerika gekommen bin, war er sehr schwerfällig. Auch im Training, also nicht unter nervlichem Druck." Allerdings sei in der unmittelbaren Vorbereitung dann wieder sehr viel weitergegangen.
Del Potro wird für seinen Schützling wieder eine jener auch für seine Karriere mitentscheidenden Hürden. Ähnlich wie es Tomas Berdych im Wimbledon-Achtelfinale war und der an diesem Tag einfach fast alles getroffen hat. "Del Potro kann allein mit dem Aufschlag und mit der Vorhand einen Spieler wie Bautista komplett an die Wand spielen. Ich hoffe, dass es gegen Dominic nicht so einfach werden wird", sagte Bresnik.