Durchaus möglich, dass die Fans in Kitzbühel das letzte Einzel in der langen Karriere von Tommy Haas gesehen haben. Der ehemalige Weltranglisten-Zweite aus Deutschland, der dieses Jahr seinen Abschied vom Profitennis geben wird, musste sich seinem Landsmann Jan-Lennard Struff mit 3:6,6:7 beugen und war danach sauer. 18 Jahre nach seinem bisher letzten Auftritt in Tirol verlief sein Comeback in diesem Stadion alles andere als nach Wunsch. Auch wenn sich der Spieler mit steirischen Wurzeln auf Abschiedstour befindet, so geht er doch noch auf den Platz, um zu gewinnen.
Den passenden Zeitpunkt verpasst?
Darum will sich Haas auch im Zielsprint seiner Karriere nicht an Niederlagen gewöhnen. "Nein, das ist ein Scheißgefühl. Es kann auch gut sein, dass das mein letztes Match war", überraschte Haas dann in der Pressekonferenz doch ein wenig. "Ich spiele nicht mehr, was ich kann. Und das ist enttäuschend. Es ist mein Job. Ich gehe da raus, um Matches zu gewinnen", sprach Haas Klartext. Wenn man nicht mehr das spiele, was man könne bzw. teilweise Punkte nicht gewinne, die man gewinnen müsse, frustriert das. "Das macht es noch ein bisschen schwieriger, eben nicht schon früher aufgehört zu haben, vielleicht." Haas konstatierte, dass es weder körperlich noch mental einfacher werde, "das weiterhin durchzumachen".
Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen. "Ich muss mal schauen, und werde jetzt auf jeden Fall eine Pause machen." Haas war dank Wildcard in Kitzbühel und hatte beim Rasen-Turnier in Stuttgart mit einem Sieg über Roger Federer überrascht. Doch nach diesem Überraschungserfolg über den Schweizer Superstar ging nichts mehr: Erstrunden-Niederlagen in Halle, Wimbledon, Baastad, Hamburg und nun eben Kitzbühel nagen an ihm. "Ich habe ja auch dieses Jahr noch Matches gewinnen können auf der Tour. Was auch sehr wichtig war und ein gutes Gefühl ist, aber ich habe keine Ziele mehr. Trotzdem bin ich sehr froh und dankbar, die Chance gehabt zu haben, bei den vielen Turnieren selbst nochmal Tschüss zu sagen."
Doppel mit Sebastian Ofner
Findet Haas die Motivation und erhält er zudem die nötigen Wildcards, dann kann er sich doch noch einen Auftritt bei den US Open vorstellen. "Das war das erste Grand-Slam-Turnier, das ich je gespielt habe und für das ich mich 1996 qualifiziert habe. Es wäre noch einmal schön, dort zu spielen. Aber ich muss fit sein, auch mental." Durchaus möglich, dass man ihn doch noch in Wien wird sehen können. "Ja, eventuell noch ein Heimturnier wie Wien, was mir immer sehr viel bedeutet hat. Aber bis dahin ist noch Zeit, da kann noch viel passieren."
Zuvor wird Haas aber doch noch in Kitzbühel zu sehen sein: Er spielt am Mittwoch an der Seite von Österreichs Hoffnung Sebastian Ofner Doppel.