Das war ein – leider – nur kurzes Vergnügen: Dominic Thiem stand im Halbfinale von Rom gegen Novak Djokovic auf verlorenem Posten. Österreichs Nummer eins, der erst Tags zuvor Rafael Nadal so sensationell eliminiert hatte, kam gegen den Serben nie auf Touren, agierte fehlerhaft. Und Djokovic ließ sich diese Chance nicht entgehen, blieb auch im fünften Duell der beiden siegreich – und wie: 6:1, 6:0 hieß es nach nur 59 Minuten. Es war eher eine Lehrstunde denn ein Duell der Generationen.
Damit blieb Thiem der zweite Finaleinzug bei einem ATP-1000-Masters in Serie versagt – und doch kann er vor den French Open in Paris zufrieden zurückblicken: Allein das Finale in Madrid und das Halbfinale in Rom haben die 720 Punkte von Paris schon mehr als wettgemacht. Und doch wird die Niederlage gegen Djokovic schmerzen – denn Thiem war auf absolut verlorenem Posten.
Djokovic, langjährige Nummer eins der Welt, drängte den 23-Jährigen schnell weit zurück – und weit hinter der Grundlinie konnte Thiem nur reagieren, niemals agieren. Die Folge: Der "Djoker", der auf dem besten Weg scheint, seine Krise in den Griff zu bekommen, dominierte. Djokovic, der sein "Mojo" anscheinend wiedergefunden hat, massierte die Rückhand seines Gegners, schaltete so die größte Waffe des Lichtenwörthers auch erfolgreich aus – und dazu retournierte er unglaublich. Er feierte an diesem Tag gleich zwei große Siege: Zu Mittag schlug er Juan Martin del Potro, nachdem die Partie am Freitag wegen Regens nicht beendet werden konnte – am Abend verspeiste er dann Thiem.
Klare Statistik
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Serbe, aktuell Nummer zwei der Welt, verwertete fünf von sieben Breakbällen. Thiem hatte zwei, konnte diese aber nicht nützen. Positiv war nur, dass Thiem nie aufhörte zu kämpfen. Auch wenn das an diesem Abend zu wenig war. Gegen Ende musste sich er verzweifelte und ratlose Thiem sogar schon leise Pfiffe anhören. Wie bitter, das einen Tag nach dem Spiel des Lebens eine solche Abreibung folgte.
Wenige Stunden nach dem Match nahm Thiem auf seiner Facebook-Seite zum Match Stellung und erklärte unverblümt: "Wie nahe Erfolg und Niederlage beieinanderliegen, wurde mir heute mehr als deutlich vorgeführt. Gestern der große Erfolg und heute dann die bittere Vernichtung. Ich bin es noch nicht gewöhnt, auf so einem hohen Level zu spielen, gestern habe ich mich sehr verausgabt und das letzte Pulver verschossen."
Coach Günter Bresnik fasste die Niederlage wie folgt zusammen: "Wenn du schlecht spielst und der andere gut spielt, dann kriegst du richtig eine auf den Deckel in der Liga. Die legen darauf wert, dass die Hackordnung da eingehalten wird." Thiem wird übrigens nun nicht direkt nach Paris weiterfliegen, da er am Montag Werbeaufnahmen für seinen neuen Sponsor Bank Austria macht. "Wir fliegen wahrscheinlich am Donnerstag nach Paris", so Bresnik.
Djokovic verhinderte mit dem klaren Sieg auch, dass Thiem erstmals in seiner Karriere auf Rang sechs in der Weltrangliste vorstößt, er wird auch am Montag auf Rang sieben aufscheinen.
Finalgegener ist Zverev
Im Finale von Rom am Sonntag (16 Uhr) wird Djokovic auf den nächsten Jungstar treffen – und der heißt Alexander Zverev. Der 20-jährige Jungstar aus Deutschland setzte sich gegen den US-amerikanischen Raketenaufschläger John Isner mit 6:4, 6:7, 6:1 durch und steht damit erstmals im Endspiel eines Masters-Turniers.