Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem hat am Donnerstag mit einer großartigen kämpferischen Leistung das Viertelfinale des Masters-1000-Tennisturniers von Madrid erreicht. Der 23-Jährige besiegte im Achtelfinale den Bulgaren Grigor Dimitrow 4:6,6:4,7:6(9) und steht auf der höchsten Ebene unterhalb der Grand Slams zum fünften Mal unter den letzten acht. Um das Halbfinale geht es gegen Borna Coric.
Der Kroate hatte davor den Weltranglisten-Ersten Andy Murray 6:3,6:3 besiegt und damit dem Schotten eine Revanche gegen Thiem vereitelt. Denn der Niederösterreicher hatte den noch bis Montag 29-Jährigen vor knapp zwei Wochen im Halbfinale von Barcelona ausgeschaltet. Die Sandplatz-Saison verläuft für den zweifachen Olympiasieger damit weiter nicht nach Wunsch, in Monte Carlo hatte Murray gar im Achtelfinale verloren.
Thiem (8) hingegen erhält in Hinblick auf die am 28. Mai beginnenden French Open weiter Spielpraxis. Er blieb im dritten Duell mit Dimitrow (12) zwar zum insgesamt zweiten Mal siegreich, über eine Matchdauer hat der ÖTV-Star aber noch Steigerungspotenzial. Letztlich verdankt der Weltranglisten-Neunte den Sieg Kampfgeist und mentaler Stärke. Nicht weniger als fünf Matchbälle wehrte Thiem im entscheidenden Tiebreak ab, ehe er seinen zweiten nach einer Spielzeit von 2:35 nutzte.
"Hohes Niveau von beiden"
"Das Tiebreak war echt sehr hohes Niveau von beiden. Das Adrenalin ist besonders hoch im Tiebreak, das ist auch ein wenig Glückssache", erklärte Thiem. "Es war wichtig, dass ich wieder einmal so ein enges Match gewinne. Das sind die schönsten Siege." Im ersten Satz sei er mit dem Slice Dimitrows nicht zurechtgekommen, mit dem ersten Rebreak in Satz zwei habe sich das Spiel aber ein bisschen gedreht. "Ich habe einfach gedacht, bleibe dran."
Der Lichtenwörther hatte die Partie mit einem Break im ersten Game optimal begonnen, nach einer 2:0-Führung brachte ihm aber vor allem eine schwache Serviceleistung in Bedrängnis. Dimitrow schaffte so das Rebreak und entschied Satz eins bei Aufschlag Thiem mit seinem vierten Satzball für sich. Nachdem sich der 25-Jährige eine 3:1-Führung erarbeitet hatte, schien er in Folge auf einen Sieg in zwei Sätzen zuzusteuern.
Doch Thiem verwertete seine erste Breakchance seit dem Auftakt-Game zum 2:3 und kam ab da so richtig in Schwung. Mit vier Game-Gewinnen in Folge legte er die Basis zum Satzausgleich. In Satz drei sah sich der French-Open-Halbfinalist 2016 nach vergebenem Breakball allerdings 0:3 in Rückstand, Dimitrow ermöglichte ihm aber mit einem Doppelfehler das Rebreak zum 3:4. Danach ging es in einem inzwischen hochklassigen Match ins Tiebreak, in dem Thiem einen 3:6-Rückstand noch drehte.
"Brutales" Tennis
"Das war eine extreme Hochschaubahn der Gefühle. Es ist das Brutale im Tennis, dass es nur einen Sieger geben kann", meinte Thiem, Dimitrows Leistung anerkennend. Die Bedingungen in der Höhenlage Madrids bezeichnete er als extrem schnell: "Das ist schneller als viele Hardcourts. Der Ball springt extrem hoch ab. Die Breaks habe ich auch gemacht, als ich weiter hinten returniert habe. Gegen Coric wird es wieder ein anstrengendes Match."
Gegen den erst 20-jährigen Coric hat Thiem in deren bisher einzigem Duell im März in der ersten Miami-Runde 1:6,5:7 verloren. Die Freitag-Partie gegen den Weltranglisten-59. wird die letzte auf dem Center Court sein (nicht vor 21.30 Uhr, live Sky). Gewinnt Thiem, stünde er das erste Mal in einem 1000er-Halbfinale, in dem es gegen den Deutschen Alexander Zverev oder Pablo Cuevas aus Uruguay und damit erneut gegen einen Ungesetzten ginge.
Aber schon mit seinem ersten Madrid-Viertelfinale hat Thiem gute Chancen, in der Weltrangliste von Rang neun aus vorzustoßen. Mit einem Halbfinaleinzug würde er auf alle Fälle den Kroaten Marin Cilic überholen, auch Kei Nishikori (6) könnte der Gewinner von sieben ATP-Turnieren diese Woche hinter sich lassen. Der Japaner bekommt es im Viertelfinale nach einem 6:4,6:3-Sieg über David Ferrer (ESP) mit Novak Djokovic (2) zu tun. Der Serbe besiegte Feliciano Lopez (ESP) 6:4,7:5.
Zverev setzte seinen Siegeslauf auch gegen Tomas Berdych (11) fort, gewann gegen den Tschechen 6:4,6:4. Der deutsche Vorwochensieger von München hält nun schon bei sieben Siegen en suite. Eine kleine Überraschung gelang auch David Goffin (9), indem der Belgier den Kanadier Milos Raonic (5) glatt mit 6:4,6:2 ausschaltete. Sein Viertelfinalgegner wurde in der Abendpartie zwischen Rafael Nadal (ESP-4) und Nick Kyrgios (AUS-16) ermittelt (1. Satz. 6:3).