Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem hat am Sonntag erstmals in diesem Jahr so richtig zugeschlagen. Der Niederösterreicher stürmte beim ATP-500-Turnier von Rio de Janeiro ohne Satzverlust zu seinem insgesamt achten Titel auf der Tour. Im Finale gab er dem Spanier Pablo Carreno Busta mit 7:5,6:4 das Nachsehen. In der Weltrangliste fällt das ÖTV-Ass dennoch um einen Rang auf Position neun zurück.
Beim fünften und letzten Schritt zu seinem Triumph in der Olympiastadt 2016 wurde Thiem am meisten in dieser Woche gefordert. Carreno Busta, die Nummer vier des Turniers, hatte sich am Vortag mit dem Gewinn des Doppeltitels Selbstvertrauen geholt und zudem im Einzel-Halbfinale gegen den Norweger Casper Ruud einen Matchball abgewehrt. Im insgesamt vierten Duell mit Thiem auf ATP-Tour-Level zeigte der Iberer starke Anwartschaft auf seinen ersten Sieg gegen Österreichs Nummer eins.
Thiem erhält für Turniersieg rund 300.000 Euro
Thiem wurde vom 25-Jährigen in lange Grundlinienduelle verwickelt, allein der erste Satz dauerte 54 Minuten. Der als Nummer zwei eingestufte Lichtenwörther brachte einerseits nicht seine Serviceleistungen der vergangenen Matches auf den Center Court, dazu gesellten sich Rückhandschwächen. Mit seiner bekannt starken Vorhand und vor allem Kampfgeist schaffte er es aber letztlich doch zu seinem sechsten Titel auf Sand. Dafür erhielt Thiem ein Preisgeld von umgerechnet knapp 300.000 Euro.
Im ersten Satz ließ Thiem zunächst bei 2:2 zwei Breakbälle ungenutzt, um gleich darauf sein Servicespiel zum 2:3 abzugeben. Nach dem sofortigen Rebreak ging es bis zum 6:5 für den Favoriten mit dem Aufschlag. Wie oft nahm Thiem in Folge seinem Gegner im goldrichtigen Moment dessen Service ab, und zwar mit dem dritten Satzball. Im zweiten Durchgang schien mit einer 4:2-Führung Thiems eine Vorentscheidung gefallen. Doch Carreno Busta kam auf 4:4 zurück, ließ sich dann aber noch einmal breaken.
Nach 1:34 Stunden war der Sieg in der Tasche, gleich der erste Matchball saß. "Danke an mein Team", bedankte sich Thiem bei seinem südafrikanischen Touring-Coach Gary Muller sowie Physiotherapeut Alexander Stober. Den Pokal in Form eines Zuckerhuts erhielt Thiem von Gustavo "Guga" Kuerten, ehemaliger Weltranglisten-Erster. "Es ist eine große Ehre für uns, vor einem der Größten im Sand-Tennis ein Finale spielen zu dürfen", sagte Thiem bei der Siegerehrung in einem Brasilien-Trikot gewandet.
Von Rio geht es nun nach Acapulco
Mit seinem Triumph in der brasilianischen Metropole, bei dem er 25 Winner schlug und 19 unerzwungene Fehler beging, hat sich die anstrengende Reise vom Hartplatz in der Woche davor in Rotterdam zum Sand-Event voll rentiert. Nur rund zweieinhalb Stunden nach Ende des Finales ging schon Thiems Flieger Richtung Mexiko. In Acapulco sollte er erst nach rund 20-stündiger Reise ankommen. Dort gilt es wieder, auf Hartplatz zu reüssieren. Thiem tritt gegen überaus starke Konkurrenz als Titelverteidiger an.
Für die erste Runde wurde dem dort als Nummer vier gesetzten Thiem Gilles Simon zugelost. Den Franzosen hatte er erst Mitte Februar im Achtelfinale von Rotterdam mit 6:4,7.6(4) besiegt, im Head-to-Head gegen den 32-Jährigen liegt Thiem mit 4:2 voran. Aufschlagen wird er als Weltranglisten-Neunter, da ihm die Punkte vom vorjährigen Acapulco-Titel schon aus der Wertung gefallen sind. Überholt wurde er Marseille-Sieger Jo-Wilfried Tsonga, dem neuen Siebenten im Ranking.
Im aussagekräftigen "Race" ist Thiem auf Rang fünf vorgestoßen. Auch wenn es noch früh im Jahr ist, befindet er sich also wieder auf dem richtigen Weg, um wie im Vorjahr im November das Londoner World-Tour-Finale zu erreichen.