Hocherfreut über den Sieg, wenn auch nicht über den Verlauf des Spiels, war freilich auch Thiems Coach Günter Bresnik. "Ein großes Ziel, das er wieder erreicht hat, weil die Teilnahme war schon für ihn mehr, als er heuer erwartet hat. Und er ist in einer schlechten Form hierhergekommen", stellte Bresnik fest.
"Dominic hat wieder gut begonnen, einen konzentrierten ersten Satz gespielt hat. Was mir aber komplett unverständlich ist, wie man es zweimal hintereinander dann im zweiten Satz so abreißen lassen kann", erinnerte Bresnik an das 0:6 gegen Djokovic. Thiem habe sich selbst das Leben bis Mitte des dritten Satzes schwer gemacht. "Dann hat er wieder angefangen viel besser zu servieren", sagte der 55-jährige Niederösterreicher.
Die Chancen auf das Halbfinale schätzt Bresnik "schlecht" ein, zudem müsse man abwarten, wie das Abendmatch ausgehe. "Man muss einmal froh darüber sein und auch genießen, dass er da ein Match gewinnt, das ist für mich nicht selbstverständlich gewesen."
"Das war ein sehr, sehr enges Match. Ich hatte einen viel besseren Start, dann hat er einen guten zweiten Satz gespielt. Im dritten Satz war ich sehr müde und glücklicherweise hat er mir im letzten Game ein bisschen geholfen, aber es war sehr eng. Vielleicht war ich heute der Glücklichere", sagte Dominic Thiem.
Auf eine Frage, wie wichtig dieser Sieg für ihn war, weil er ja durch die Absage von Rafael Nadal ins Feld gerutscht war, und er fühle, dass er hierher gehöre, sagte Thiem übrigens felsenfest: "Natürlich finde ich, dass ich hierher gehöre. Ganz egal, ob ich Nummer neun, acht oder eins bin, es ist sehr schön, hier einen Sieg zu haben. Aber an Rafa habe ich nicht wirklich gedacht, um ehrlich zu sein."
Grundsätzlich konstatierte Thiem bei sich eine Steigerung im Vergleich zu den Wochen vor den ATP-Finals. "So wie gegen Djokovic habe ich zuletzt bei den US Open gespielt. Und auch heute war alles andere als schlecht." Dass am Ende der Saison viele Spieler müde sind, sei "ganz klar". Allerdings gibt es für Thiem kein richtiges Saisonende: "Jeder redet davon, aber das sind genau eineinhalb bis zwei Wochen Urlaub und dann geht das Ganze wieder von vorne los", bezieht sich Thiem auf die harten Vorbereitungswochen, ehe es in Australien wieder losgeht.
Doch zunächst geht es am Donnerstag (genaue Uhrzeit noch nicht bekannt, Anm.) im dritten Gruppenmatch um den Einzug ins Halbfinale. Aufgrund der komplizierten Arithmetik könnte aber sogar ein Sieg von Thiem zu wenig sein, dies hing aber auch vom Ausgang des Spiels Djokovic - Raonic ab.
Thiem freut sich in erster Linie, dass er noch eine Chance hat. Gegen Raonic ist er aber klarer Außenseiter. "Das ist ein Spieler, gegen den kann es auch passieren, dass man mit einer sehr guten Leistung 6:7,6:7 verliert, aber ich freue mich sehr und auch, dass es da noch um richtig was geht. Auch wenn mir die ersten beiden Partien ein bisserl mehr Spaß gemacht haben werden als die."