Der erste Satz ging noch an den Franzosen. Thiem drehte fortan aber das Spiel, schaffte den (knappen) Satzausgleich und gewann letzten Endes, nach 2:18 Stunden, auch den Entscheidungssatz. Im Finale trifft er morgen auf den Sieger des Duelles Lucas Pouille gegen David Goffin.
Bis dato hat Dominic Thiem mit seinem Final-Einzug in Metz keine ATP-Punkte gesammelt. Nur wenn er das Turnier gewinnt (dafür gäbe es 250 Zähler), werden ihm 70 Punkte gutgeschrieben. 70, weil von den 250er- und 500er-Turnieren nur die besten sechs Ergebnisse des Jahres in die Wertung kommen. Holt Thiem in Metz also den Titel, würden ihm dafür die 180 Zähler vom Semifinale in Halle oder Rio rausfallen. Nach Metz spielt Thiem noch fünf Turniere: Chengdu (ATP-250), Peking (500), Schanghai (1000), Wien (500) und Paris (1000).
Auf bestem Weg ins World-Tour-Finale
Das ATP-World-Tour-Finale in London, auch als inoffizielle Tennisweltmeisterschaft bekannt, serviert traditionell den krönenden Abschluss einer langen Saison. Nur die besten acht Spieler der Jahreswertung (im schmissigen Englisch als „Race to London“ bezeichnet) dürfen in der O2-Arena nochmals ihr Arbeitsgerät auspacken, ehe es in den wohlverdienten Urlaub geht. Auf dem Spiel steht neben Ruhm auch ein „nettes Zubrot“: Dem Gewinner winken im Idealfall (Siege in allen fünf Matches) knapp 2,4 Millionen Dollar, verliert man im schlechtesten Fall alle drei Partien der Gruppenphase, gibt es immerhin noch ein Trostpflaster von 179.000 Dollar.
Muster war fünf Mal dabei
Ausgetragen wird das Spektakel seit 1970, einziger österreichischer Beitrag im Einzel war bislang Thomas Muster in den Jahren 1990, 1993 (Ersatz), 1995, 1996 und 1997 (Ersatz). Der Steirer konnte zwei seiner zehn Partien gewinnen und kassierte 425.000 Dollar. Nach mittlerweile 18-jähriger rot-weiß-roter Absenz dürfte diese Durststrecke heuer (gespielt wird vom 13. bis 20. November) mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ende nehmen - dank Dominic Thiem.
Denn der Niederösterreicher hält im Jahresranking aktuell hinter Novak Djokovic, Andy Murray, Stan Wawrinka (dieses Trio ist bereits qualifiziert), Milos Raonic, Kei Nishikori und Gael Monfils den siebenten Platz. Und es müsste schon viel bzw. alles schiefgehen, damit der Lichtenwörther noch aus den Top acht purzelt. Zwar hat Thiem, der bislang mit 21 Turnieren die meisten Events der Top 15 der Jahreswertung gespielt hat, nur fünf Punkte Vorsprung auf den achtplatzierten Rafael Nadal, doch liegt der neuntplatzierte Tomas Berdych gleich 675 Zähler hinter ihm.
Berdych punktet voll
Berdych war übrigens in St. Petersburg (ATP-250) im Einsatz. Im Halbfinale verlor der 31-Jährige gegen den Deutschen Alexander Zverev mit 4:6, 4:6. Da Berdych heuer erst fünf Turniere der 250er- oder 500er-Kategorie gespielt hat, punktet er in Russland aber voll - 90 Zähler wurden ihm für den Semifinaleinzug gutgeschrieben. Im Finale trifft Zverev auf US-Open-Sieger Stan Wawrinka oder Roberto Bautista Agut.