Das Finale der US Open steigt erst am Samstag (22.00 Uhr MESZ), doch die beiden Finalistinnen fühlen sich schon wie Siegerinnen. Angelique Kerber erreichte ihr drittes Grand-Slam-Endspiel in diesem Jahr und übernahm als erste deutsche Tennisspielerin nach Steffi Graf vor 19 Jahren die Führung in der Weltrangliste. "Schuld" daran ist Karolina Pliskova, die Serena Williams im Halbfinale eliminierte.
Ohne Satzverlust erreichte die 28-Jährige Kerber das Endspiel in New York - als erste Deutsche seit Graf im Jahr 1996. "Ich habe versucht, nicht zu sehr an die Nummer 1 zu denken, aber es war nicht einfach", gab sie zu.
Vor dem Halbfinale gegen Caroline Wozniacki wusste sie wegen der Niederlage von Williams bereits, dass sie es diesmal an die Ranglistenspitze geschafft hatte. Dennoch verlor sie die Konzentration nicht. "Die nächste deutsche Nummer eins nach Steffi zu sein, ist eine Ehre für mich. Es ist einfach unglaublich", freute sie sich. Nur die lebende Legende Graf war vor Kerber als deutsche Tennisspielerin auf dem Tennis-Gipfel.
Schwarz auf weiß
"Das schwarz auf weiß zu sehen, dass ich die Beste der Welt bin und dass mir das auch nie mehr jemand wegnehmen kann, das ist schon was ganz Besonderes", sagte Kerber. Nunmehr gilt der Fokus aber dem US-Open-Finale. Bisher hat Kerber ein Grand-Slam-Turnier gewonnen - in Australien dieses Jahres. In Wimbledon musste sie sich Serena Williams geschlagen geben.
Bereits jetzt steht fest, dass es in New York eine Premierensiegerin geben wird. Denn die 24-jährige Pliskova erreichte nach dem Erfolg gegen Williams überhaupt ihr erstes Endspiel in einem Major-Turnier. Die Linz-Siegerin von 2014 - damals war sie mit Schwimmer Dinko Jukic liiert - ist die erste Tschechin im US-Open-Finale seit Helena Sukova im Jahr 1993 und hat in diesem Jahr die meisten Asse aller Spielerinnen auf der WTA-Tour geschlagen.
Ausgerechnet Serenas Schwester Venus diente der Tschechin als Bewährungsprobe, hatte die ältere der beiden doch im Achtelfinale gegen sie das Nachsehen gehabt. "Das Match gegen Venus hat mir sicherlich geholfen. Nicht nur, was das Spiel angeht, sondern auch die Zuschauer", meinte Pliskova. "Nun wusste ich, was mich erwarten würde: Ich würde wieder am Center Court gegen eine der Williams-Schwestern und all die Leute da draußen spielen."
Hoffen, dass es nicht vorbei ist
Mit 6:2,7:6 schlug sich in der Nacht auf Freitag dann auch die zweite Williams. Die kommende Weltranglisten-Siebente hat längst nichts mehr zu verlieren. "Ich hoffe, es ist noch nicht vorbei. Ich hoffe, dass ich noch einen Schritt gehen kann. Ich werde alles für diesen Titel geben", kündigte sie selbstbewusst an. Die 1,86 Meter große Athletin aus dem tschechischen Louny schlug im Semifinale sieben Asse und schraubte ihre Gesamtbilanz auf 446 in dieser Saison. Keine andere Spielerin war beim eigenen Aufschlag effektiver.
"Ich habe großes Selbstvertrauen", sagte Pliskova. Das weiß auch Kerber: "Sie wird rausgehen und versuchen, ihren ersten Grand Slam zu gewinnen." Im Direkt-Vergleich führt die Deutsche 4:3, doch eine Woche vor den US Open in Cincinnati bezwang Pliskova Kerber glatt mit 6:3,6:1. "Aber ich weiß, wie ich gespielt habe und was ich anders machen muss. Ich nehme die Herausforderung gegen sie an", sagte Kerber - mit dem Selbstvertrauen einer Nummer eins der Welt.