Sie gilt schon seit Jahren als große Damen-Hoffnung im österreichischen Tennis. Die erst 20-jährige Barbara Haas hat sich bei ihrem ersten Antreten in der Qualifikation für die US Open durchgekämpft und sich ihre Premiere im Hauptbewerb bei einem der vier Major-Turniere gesichert. Die Oberösterreicherin trifft am Dienstag auf Timea Babos (HUN-31).

"Noch nie so ein Gefühl auf dem Platz"

"Aller guten Dinge sind drei. Es ist unglaublich, dass es schon beim dritten Mal geklappt hat. Es gibt Spielerinnen, die brauchen dafür viel länger", freute sich Haas am Samstag in Flushing Meadows nach einem Training mit der Rumänin Sorana Cirstea. Auch bei den French Open und in Wimbledon hatte die in Steyr geborene Haas jeweils die dritte Runde erreicht, was für sie und auch ihren Trainer Jürgen Waber bereits ein Erfolg gewesen war.

Doch nun hat sie den Sprung auf die ganz große Tennis-Bühne geschafft. "Ich glaube, es ist für jeden Tennisspieler der Traum, bei einem Grand-Slam-Turnier mitzuspielen. Ich habe eigentlich noch nie so ein schönes Gefühl auf einem Tennisplatz gehabt", meinte Haas lachend. "Ich bin überglücklich, dass sich die harte Arbeit bezahlt gemacht hat."

Nach insgesamt vier Challenger-Siegen bei 25.000-Dollar-Turnieren, davon zwei in diesem Jahr, hat sich Haas bereits auf Platz 140 vorgearbeitet. Mit dem Einzug in die Hauptrunde sollte sie ihre persönliche Bestleistung von 137 nach New York überbieten. Die Triumphe bei den kleinen Turnieren sind für sie mit dem nun geschafften Sprung in die "main draw" nicht zu vergleichen. "Auf keinen Fall. Man ist da zwischen den allerbesten Spielerinnen. Eine Serena Williams ist in der Garderobe daneben, man hat das Gefühl, man ist so nah dran an dem Ganzen und das ist ein Riesentraum."

Die Top-Spielerinnen kenne sie natürlich noch nicht, aber: "Ich schaue ihnen immer nur aufs Tablett, was sie essen und beobachte sie ein bisserl", erzählte der Schützling von Jürgen Waber im ÖTV-Leistungszentrum in Linz grinsend. "Eigentlich merkt man, dass das alles ganz normale Menschen sind wie man selbst."

Haas vertritt nach dem Ausscheiden von Tamira Paszek Österreich als einzige Spielerin beim größten und letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres. "Es macht mich auch stolz, für Österreich hier im Hauptbewerb zu spielen und da jetzt als einzige zu sein."

Riesenbonus in Linz

Die Erwartungshaltung von Fans und Medien ist von Haas freilich schon seit Jahren registriert worden. Seit sie vor drei Jahren die Zusammenarbeit mit Waber und auch Sybille Bammer in Linz begann, ist es ihr aber gelungen, das wegzublenden. "Ich mache das Ganze für mich selbst und blende aus, wer was schreibt oder sagt. Die tagtägliche Arbeit ist, was zählt", sagt Haas, die mit ihrem Freund Jonas, der sie auch nach New York begleitet hat, nun in Linz wohnt.

Und die konsequente Arbeit in Linz mache sich nun bezahlt. "Das ist ein Riesenbonus, den ich gehabt habe. Ich habe da ein Superumfeld in Linz und auch so nahe am Zuhause bei der Familie."

Im Vergleich zum Vorjahr, wo sie zur gleichen Zeit noch ein 10.000-Dollar-Turnier in Graz bestritten hat, sieht sich Haas in allen Bereichen weiterentwickelt. "Im Tennis bei Aufschlag, Return, und überhaupt generell, die Fitness versuche ich konstant auf ein höheres Level zu bringen. Natürlich arbeite ich auch im mentalen Bereich - mit Fritz Weilharter." Jenem Mann, der einst auch Sybille Bammer betreut hatte.

Außenseiterin

Gegen Babos, die sich in diesem Jahr bereits auf Platz 33 vorgearbeitet hat, ist Haas freilich Außenseitern. "Für mich ist es ein Bonus, jetzt hier noch ein Match zu spielen. Ich genieße die Atmosphäre und dass ich hier jeden Tag mit super Spielerinnen trainieren kann. Ich will gewinnen, aber ich bin die ganz klare Außenseiterin."

Fed-Cup-Kapitän und Haas-Coach Waber, der einst auch mit Bammer gearbeitet hat, ist freilich hocherfreut über die Leistungen seines Schützlings. "Voraussehbar war das nicht. Letztes Jahr hat sie um diese Zeit noch ein 10.000er gespielt, ein Jahr später ist sie im Hauptbewerb der US Open. Das ist eine sehr rasante und tolle Entwicklung, das ist sehr erfreulich", freute sich Waber.