Roger Federer hat die Chance auf seinen achten Wimbledon-Sieg vorerst vertan. Trotz einer 2:1-Satzführung scheiterte der Schweizer Tennis-Star am Freitag im Halbfinale am Kanadier Milos Raonic. Das 3:6,7:6(3),6:4,5:7,3:6 in fünf Sätzen beendete seine Hoffnungen, am Sonntag ein weiteres Mal die wertvollste Trophäe seines Sports in den Händen zu halten.

Statt des Publikumslieblings erreichte der Weltranglisten-Siebente Raonic das Endspiel, als erster Kanadier bei den Herren bei einem Grand-Slam-Turnier. Der 25-Jährige, der sich für die Rasensaison vom früheren Tennis-Star John McEnroe beraten lässt, trifft im Kampf um den Titel auf den Briten Andy Murray oder Tomas Berdych aus Tschechien.

Vorbei sind dagegen Federers Träume vom dritten Wimbledon-Endspiel in Serie und einer weiteren Bestmarke auf dem berühmten Rasen. So oft hat noch nie jemand das älteste Tennisturnier der Welt gewonnen. Seine ohnehin einzigartige Karriere wollte er damit weiter veredeln.

In den vergangenen beiden Jahren verlor Federer bei dem Rasenturnier an der Church Road jeweils im Endspiel gegen Novak Djokovic. Mit dem Drittrunden-Aus des Serben hatten sich die Chancen des Baselers verbessert. "Das schmerzt wirklich. Ich hätte es schaffen können, weil ich so nah dran war", sagte Federer nach dem verpassten Finaleinzug. Es wäre sein elftes Wimbledon-Finale gewesen. "Die Möglichkeiten im vierten Satz waren da."

Gegen den Kanadier Raonic vergab Federer im vierten Satz die Chance auf den Tiebreak, verlor stattdessen seinen Aufschlag und musste den Satzausgleich hinnehmen. Der 34-Jährige ließ sich am Oberschenkel behandeln und sorgte kurz darauf für einen kurzen Schreckmoment. Bei 1:2 im entscheidenden Durchgang stolperte er, blieb kurz liegen und setzte sich dann auf seinen Stuhl. Federer spielte zwar weiter, kassierte aber wenig später das Break, das seine Niederlage einleitete. "Ich hoffe, es ist nicht so schlimm. Es war ein Sturz, wie ich ihn vorher noch nie hatte", sagte er.

Dabei hatte zuvor vieles für Federer gesprochen. Nach dem verlorenen ersten Satz meldete er sich mit dem gewonnenen Tiebreak im zweiten Abschnitt zurück und entschied auch den dritten Durchgang für sich. Doch nach 3:25 Stunden musste er Raonic gratulieren. "Es war ein unglaubliches Comeback von mir", sagte der Sieger.

Mit Zweifeln war der zweifache Zwillingsvater diesmal nach London gereist, nachdem er sich zu Beginn der Saison erstmals in seiner Karriere einer Operation unterzogen hatte. Beim Baden seiner Töchter hatte er sich den Meniskus gerissen. Auch danach kämpfte er mit gesundheitlichen Rückschlägen und Rückenproblemen.

Im August wird Federer 35 Jahre alt. Gerüchte über seinen Rücktritt ist der Schweizer seit langem gewöhnt. Erst kurz vor dem Wimbledon-Beginn widersprach er. Jetzt sagte der frühere Weltranglisten-Erste: "Wimbledon ist wichtig, aber es ist nicht alles. Es gibt noch andere Dinge im Tennis, die ich erreichen will."