Die Australian Open erlebten am zweiten Tag schon zwei Top-Sensationen. Rafael Nadal, als Nummer fünf gesetzt, scheiterte in einem Fünfsatz-Marathon schon in der ersten Runde an seinem spanischen Landsmann Fernando Verdasco. Die als Nummer zwei gesetzte Rumänin Simona Halep verlor ebenfalls in Runde eins gegen die Chinesin Zhang.

Vor zwei Wochen marschierte Nadal noch ins Finale des Vorbereitungsturniers in Doha, in dem er dann gegen Novak Djokovic allerdings völlig chancenlos war. Am Dienstag war Nadal keinesfalls chancenlos, verlor aber gegen den 45. im ATP-Ranking nach 4:41 Stunden mit 6:7(6),6:4,6:3,6:7(4),2:6.

Schon vor sieben Jahren hatte es zwischen den zwei Spaniern im Melbourne-Halbfinale einen Fünf-Satz-Krimi gegeben, damals hatte sich noch Nadal nach 5:14 Stunden durchgesetzt. "Ich denke nicht, dass ich in den sieben Jahren seither jemals wieder so gut gespielt habe wie heute. Und Rafa hat im fünften Satz nachgelassen", gestand Verdasco, der nicht weniger als 90 Winner bei 91 unerzwungenen Fehlern geschlagen hat.

Zwei Punkte fehlten Nadal zum Sieg

Dabei hatte es Nadal bei 6:5,30:0 im vierten Satz in der Hand, das Match zu beenden. Nachdem Verdasco das folgende Tiebreak aber gewann, spielte er befreit auf. "Er hat im letzten Satz toll gespielt und hatte mit allen voll geschlagenen Bällen im fünften Satz viel Erfolg", gestand Nadal, der aber die Ursache freilich bei sich selbst suchte. "Ich war im gesamten Match mit meiner Vorhand nicht aggressiv genug", sagte der Mallorquiner, der erst die zweite Erstrunden-Niederlage seiner Karriere bei einem Major (nach Wimbledon 2013) erlitt.

Nadal konstatierte zudem, dass er eine grundsätzliche Veränderung des Spielstils auf der Tour bemerkt hat. "Das Spiel ändert sich ein bisschen. Jeder versucht jetzt auf alle Bälle voll durchzuziehen. Es gibt keine Bälle zur Vorbereitung (für einen Angriff, Anm.) mehr. Der Sport ist in diesem Aspekt etwas verrückter geworden." Nadal habe deshalb in der Vorbereitung gezielt auf mehr Aggressivität hingearbeitet.

Aus gegen Qualifikantin

Ein bisschen klang auch Halep so in ihrer Begründung für ihr Überraschungs-Aus. "Ich hatte nicht meinen besten Tag, aber man muss ihr viel Respekt zollen, weil sie ohne Angst gespielt und jeden Ball durchgezogen hat", meinte die rumänische Nummer zwei der Damen-Welt über Zhang Shuai nach ihrer 4:6,3:6-Niederlage. Die chinesische Qualifikantin war außer sich vor Freude: "Ich habe eine Top-2-Spielerin geschlagen, ich bin so aufgeregt, so glücklich. Heute ist der beste Moment meiner Karriere", freute sich die Weltranglisten-133., die in ihrem 15. Versuch erstmals bei einem Major eine Runde gewonnen hat.

Für die 24-jährige Halep muss freilich erwähnt werden, dass sie im Vorfeld des ersten Saisonhöhepunkts sowohl mit einer Achillessehnenverletzung als auch mit einer Erkältung zu kämpfen hatte und deshalb auch ihr Antreten in Brisbane gestrichen hat. Unerwartet kam auch das frühe Aus der zwar schon 35-jährigen, aber als Nummer 8 gesetzten Venus Williams. Die US-Amerikanerin unterlag der Britin Johanna Konta 4:6,2:6.

Andy Murray, die Nummer zwei des Turniers, gab sich gegen Deutschlands Jungstar Alexander Zverev beim 6:1,6:2,6:3 keine Blöße. Der Schotte, der demnächst erstmals Vater wird, trifft nun auf den Australier Sam Groth. Der Lokalmatador sorgte jedenfalls für Lacher, als er sich zwar in die Reihe der ihm Glück wünschenden Spieler einreihte, Familie Murray aber scherzhaft einen verfrühten Geburtstermin (statt Mitte Februar) wünschte. "Es wäre nett, wenn seine Frau über Nacht die Wehen bekommen würde", sagte Groth. Murray hatte schon im Vorfeld mehrmals angekündigt, dass er in diesem Fall sofort von den Australian Open abreisen würde.

Thiem in der Nacht (MEZ) im Einsatz

Während Dominic Thiem am Mittwoch (zweites Spiel nach 01.00 Uhr MEZ gegen Nicolas Almagro/ESP) seinen zweiten Einsatz absolviert, ist sein Trainingspartner bei Günter Bresnik ausgeschieden. Ernests Gulbis verlor einen Fünfsatz-Thriller gegen Jeremy Chardy (FRA-30) mit 11:13 im fünften Satz - allein der letzte des Satz des 4:43-Stunden-Thrillers dauerte 108 Minuten.

Unter Riesenjubel hat am Abend auch der sentimentale Liebling des Publikums seine Karriere vorerst einmal um ein Match verlängert: Lleyton Hewitt, der nach den Australian Open 2016 seinen Schläger nach seinem insgesamt 66. Grand Slam-Turnier ins Eck stellt, besiegte Landsmann James Duckworth klar in drei Sätzen. Jetzt trifft er auf David Ferrer.