Als Fan ist Dominic Thiem zum Wiener Stadthallenturnier gekommen, als Fan will der US-Open-Sieger von 2020 auch nach seinem Abschied dieses Jahr bei den Erste Bank Open wieder zurückkehren. Der Niederösterreicher wird am Super Sunday (20.10.) eine große Abschiedspartie inklusive Ein-Satz-Match als Revival des New-York-Endspiels gegen Alexander Zverev geben. Sein Erstrundenmatch ist am Dienstag angesetzt, dafür trainiert der 31-Jährige derzeit wieder täglich.

Bereits als Vierjähriger machte Thiem als Zuschauer seine ersten Schritte in die Wiener Stadthalle, 2010 absolvierte er beim ATP-Turnier die erste Qualifikation, 2011 besiegte er Thomas Muster im Generationenduell, 2019 gewann er sein Heimevent. „Da hat sich der erste Kreis geschlossen. Es war immer klar, dass ich irgendwann in Wien aufhören werde. Ich bin überglücklich, dass sich hier der Kreis schließt. Und ich freue mich, wieder als Fan zurückzukommen. Wie es früher der Fall war.“

Die Farewell Party wird es schon vor dem Erstrundenspiel geben. „Das wird sicher besonders. Wir wollen das US-Open-Finale nochmals aufleben lassen, ich werde einen Satz gegen Sascha spielen“, sagte Thiem am Mittwoch auf einer Pressekonferenz auf dem Erste Bank Campus. Zum Abschiedsfest eingeladen hat er viele Weggefährten, Sportler und Freunde. „Ich hoffe, dass viele kommen und wir einen unvergesslichen Abend haben werden.“ Auf der Gästeliste stehen u.a. André Schürrle, Daniil Medwedew, Gregor Schlierenzauer, Stefan Kraft, Dirk Nowitzki, Tommy Haas, aber auch David Alaba oder Roger Federer - wobei Thiem weiß, dass sich ein Wien-Abstecher für einige nicht ausgehen wird.

Die vergangenen Monate seien eine Achterbahnfahrt für ihn gewesen, emotional habe er sich schon ein bisschen vom Leben als Profisportler verabschiedet, andererseits habe er diese Momente bei den US Open, in Paris, Kitzbühel erlebt. „Irgendwann an einem nebligen, regnerischen Novembertag“ wird er sich alleine hinsetzen und alles reflektieren. Aber jetzt galt der Fokus noch Wien.

Im Jahr 2019 triumphierte Dominic Thiem in Wien
Im Jahr 2019 triumphierte Dominic Thiem in Wien © AP / Ronald Zak

Nach der Auftaktniederlage bei den US Open hat Thiem zwei Wochen nicht trainiert, jetzt steht er aber wieder jeden Tag auf dem Platz. „Ich will in Wien ein ordentliches Level spielen. Ich freue mich wirklich auf das letzte Match in Wien. Bin aber auch sehr froh und erleichtert, wenn es dann vorbei ist. Das ist auch gut so, wenn das nicht so wäre, wäre es der falsche Schritt geworden.“

Auf die Frage, ob es den Funken Ehrgeiz, in Wien eine Partie zu gewinnen, noch gäbe, meinte Thiem: „Ja, aber bei mir ist es so, wenn ich nicht vier Stunden am Tag trainiere und alles mache dafür, dass mein Level richtig schnell schlecht wird. Deshalb versuche ich, jetzt noch gut zu trainieren, dass ich auf jeden Fall eine gute Partie spielen kann. Dass ich das Turnier nicht gewinnen kann, so realistisch muss man auch sein.“ Ein Doppeleinsatz ist nicht geplant. Sollte er übrigens beim UTS-Schauturnier in Frankfurt ins Finale kommen, gäbe es eine Terminkollision. „Dann muss ich schauen, dann muss wer anderes in Wien den Satz gegen Sascha spielen und ich komme zum Abendessen“, sagte er lachend.

Dominic Thiem besiegte 2020 Alexander Zverev im Finale der US Open
Dominic Thiem besiegte 2020 Alexander Zverev im Finale der US Open © AP / Frank Franklin Ii

In Zukunft die eine oder andere Exhibition zu spielen, kann sich Thiem vorstellen, ein großer Punkt in der Zukunftsplanung sei aber die Akademie. „Die ganze Karriere von mir, der ganze Weg, den ich gegangen bin, war sensationell. Sportlich als auch persönlich. Für mich wäre es ein Riesenziel, die Chancen für junge Spielerinnen und Spieler zu erhöhen mit meiner Hilfe, auch so einen Weg zu gehen. Dass sie es hoffentlich schaffen mit Hilfe der Akademie.“ Als Touring-Coach sieht er sich nicht.

Selbst Fußball spielen will der Chelsea-Fan in Zukunft öfters. „Es ist ein unglaublicher Kontrast, nach zwanzig Jahren brutalem Einzelsport das Mannschaftsgefühl zu haben. Tennis ist eine der einsamsten Sportarten die es gibt, glaube ich.“

Dominic Thiem bei einem Exhibition-Match in Belgrad im Jahr 2020
Dominic Thiem bei einem Exhibition-Match in Belgrad im Jahr 2020 © GEPA pictures/ Aleksandar Djorovic

Ansonsten will Thiem es lieber ruhiger angehen, auch der Umwelt zuliebe. „Ich will eher weniger statt mehr machen, auch meinen persönlichen CO2-Fußabdruck um einiges verringern. Ich will keine Weltreise starten oder zu Zielen reisen, ich will das Ganze immer mehr reduzieren und immer mehr zurückgeben an den Planeten. Ich habe auch genug genommen in den letzten 15 Jahren.“

Vorantreiben will er das Projekt THIEM ENERGY, „um die Welt ein bisschen grüner zu machen“, er selbst will weniger Fleisch essen und „fast vegetarisch“ werden. Im Tierschutz will er sich weiterhin engagieren und u.a. in den nächsten Jahren auch einen Hund aus einem Tierheim holen. Zum Wahlausgang am Sonntag meinte Thiem: „Ich habe eine andere Partei gewählt, das ist das Einzige, das ich dazu sagen kann.“