Für den Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner ist der Rasen-Klassiker im Wimbledon nach dem Viertelfinale beendet. Der Südtiroler unterlag Daniil Medwedew am Dienstag nach vier Stunden mit 7:6(7), 4:6, 6:7(4), 6:2, 3:6. Halbfinal-Gegner des Russen ist Carlos Alcaraz, der Tommy Paul mit 5:7, 6:4, 6:2, 6:2 aus dem Titelrennen warf. Die Kroatin Donna Vekic beendete den Erfolgslauf der Neuseeländerin Lulu Sun und erreichte mit einem 5:7, 6:4, 6:1-Sieg erstmals ein Grand-Slam-Halbfinale.

Medwedew legte den Grundstein zur erfolgreichen Revanche für das verlorene Australian-Open-Finale im dritten Satz. In diesem musste er den körperlich angeschlagenen Sinner nach Breakvorsprung noch einmal herankommen lassen und beim Stand von 5:6 zwei Satzbälle abwehren, ehe er sich im Tiebreak 7:4 durchsetzte. Sinner riskierte danach viel und holte den vierten Satz. Der entscheidende Servicedurchbruch im Entscheidungssatz gelang dann Medwedew zum 3:1. Weil es in London einmal mehr regnete, fand die Partie auf dem Center Court unter geschlossenem Dach statt.

„Es war sehr hart. Man konnte fühlen, dass er sich nicht mehr so gut bewegt. Es ist immer trügerisch, weil man ihn dann mehr laufen lassen will. Aber es kam der Punkt, an dem er gesagt hat: Ok, ich kann nicht mehr laufen, also geht es nur mit Vollgas. Und das hat er getan“, sagte Medwedew. Sinner gab an, sich schon am Morgen nicht gut gefühlt zu haben. Ihm sei „ziemlich schwindelig“ gewesen. „Ich habe versucht, alles, was ich heute hatte, reinzuwerfen.“ Er wird trotz der Niederlage die Nummer eins der Welt bleiben.

Medwedew vereitelte damit die Neuauflage des French-Open-Halbfinales zwischen Sinner und dem Weltranglisten-Dritten Alcaraz. Der spanische Roland-Garros-Sieger verlor gegen den formstarken Amerikaner Paul zwar den ersten Satz, setzte sich in der Folge aber sicher in vier Sätzen durch. Die Viertelfinalspiele der unteren Tableauhälfte zwischen Lorenzo Musetti (ITA) und Taylor Fritz (USA) sowie Alex de Minaur (AUS) und Novak Djokovic (SRB) finden am Mittwoch statt.

Vekic entschied das Außenseiter-Viertelfinale gegen Sun nach verlorenem ersten Satz für sich. „Es war ein wirklich hartes Match. Sie hat unglaublich gespielt. Sie hat mich an meine Grenzen gebracht“, sagte die 28-Jährige, der bei der Nachfrage zu ihren Verletzungen in den vergangenen Jahren im Siegerinterview die Tränen kamen.

Als erst zweite kroatische Wimbledon-Halbfinalistin nach Mirjana Lucic vor 25 Jahren spielt Vekic am Donnerstag um den Finaleinzug. In der Runde der besten Vier bekommt es die Weltranglisten-37. mit der French-Open-Finalistin Jasmine Paolini zu tun. Die Italienerin unterstrich beim 6:2, 6:1 gegen Emma Navarro aus den USA ihre derzeit starke Form. Paolini ist nun die erste Italienerin, die in Wimbledon in ein Halbfinale eingezogen ist.

Sun hatte zuvor beim dritten Grand-Slam-Turnier der Saison für Furore gesorgt. Die 23-Jährige stand als erste Qualifikantin seit 14 Jahren in der Runde der besten acht. Schon zuvor schrieb Sun neuseeländische Tennis-Geschichte, weil sie als Erste ihres Landes in der Open Ära seit 1968 die Runde der besten 16 in Wimbledon erreichte.