Es war eine bittere Pille, die Sebastian Ofner in Wimbledon mit der 7:6, 4:6, 4:6, 6:3, 6:7 (8:10)-Auftaktniederlage gegen den Australier Aleksandar Vukic schlucken musste. „Matchball bei eigenem Aufschlag nicht genützt, das tut weh. Und ein Champions-Tiebreak ist immer ein bisschen eine Lotterie“, sagte der Steirer. Die Auslosung sei nicht ideal gewesen („Da hätte es viele Spieler gegeben, die sich auf Rasen nicht so wohlfühlen“), doch wolle er nicht nach Ausreden suchen.

So hätte den Österreicher auch nicht die mühsame Anreise nach London (der Flieger aus Mallorca hatte große Verspätung) aus dem Konzept gebracht. „Ich konnte in Wimbledon zwar nicht mehr trainieren, körperlich war aber alles in Ordnung.“ Nicht so einfach wäre die Umstellung gewesen. Auf Mallorca, wo Ofner sein erstes ATP-Finale erreicht hatte, sei der Ball auf dem Rasen aufgrund der hohen Temperaturen höher abgesprungen als an der Church Road: „Der flache Absprung liegt mir nicht so, ich konnte mein Spiel nicht so aufziehen.“

Viele enge Matches verloren

Da der St. Mareiner im Tennis-Mekka wie im Vorjahr gleich in der ersten Runde ausgeschieden ist (im Doppel ist der 28-Jährige noch mit Landsmann Sam Weissborn im Einsatz), verliert er keine Punkte. Dank der 165 Zähler für das Mallorca-Finale steht Ofner als Nummer 45 wieder in den Top 50 der Weltrangliste. „Ich habe heuer schon so viele enge Matches verloren und musste in Paris mein Achtelfinale aus dem Vorjahr verteidigen – so gesehen stehe ich derzeit richtig gut da“, freut sich der Thiem-Schützling, der 2024 seine erste volle Saison als Top-100-Spieler bestreitet: „Die Matches sind viel tougher, aber wenn man das Niveau gewohnt wird, macht man leichter Punkte. Ich hatte schon vor Mallorca 450 Punkte, ohne viele Matches zu gewinnen. Es ist einfacher, sich in den Top 100 zu halten, als sich dort reinzuspielen. Wenn ich heuer am Ende des Jahres zwischen 50 und 70 stehe, ist das voll in Ordnung.“

Nach Wimbledon geht für Ofner das Punktehamstern in Hamburg weiter, danach folgt Kitzbühel. „Ich habe mich für Hamburg und gegen Gstaad entschieden, weil Hamburg ein 500er-Turnier ist. Gewinnt man dort die erste Runde, sind das gleich 50 Punkte“, erklärt der Österreicher, der das Glück aktuell nicht auf seiner Seite sieht. Aber: „Wenn ich weiter auf dem Level spiele, kommt irgendwann alles zurück. Heuer habe ich bei den engen Matches eine 30:70-Bilanz. Nächstes Jahr lautet es vielleicht 70:30 – und dann bin ich schnell in den Top 30.“