In der zweiten Paris-Runde stand Iga Swiatek bereits mit eineinhalb Beinen im Aus. So lag die Polin gegen Naomi Osaka im Entscheidungssatz schon mit 2:5 zurück, ehe sie nach Abwehr eines Matchballs die Partie noch zu ihren Gunsten drehen konnte. Weniger später machte ein Video, das die Weltranglistenerste weinend auf dem Behandlungstisch ihres Physiotherapeuten zeigte, weltweit die Runde. „Ich wurde einfach von den Emotionen überwältigt. Ich dachte ehrlich, dass ich aus dem Turnier ausgeschieden wäre. Und auch wenn ich das Gefühl schon während dem Spiel hatte, habe ich es erst danach realisiert“, erklärte die 23-Jährige zwei Tage später in einer Pressekonferenz ihren Gefühlsausbruch.

Eurosport-Experte Boris Becker zeigte sich ob der ungewohnt offengelegten Emotionen beunruhigt: „Man sieht, dass sie einen unglaublichen Druck auf ihren Schultern hat. Und das ist nicht ungefährlich“, stellte der Deutsche einen Befund aus. Dabei möchte man meinen, dass die erfolgsverwöhnte Polin mittlerweile mit solchen Situationen ganz gut umgehen kann. Vor allem in Roland Garros, wo sie bereits dreimal (2020, 2022, 2023) die Trophäe gen Himmel stemmte. Wie auch immer – im weiteren Verlauf des Turniers erfing sich Siwatek wieder – und wie!

19. Sieg in Folge in Paris

Nach dem Osaka-Match gab die 21-fache Turniersiegerin keinen Satz mehr ab, feierte auf Pariser Boden die Matcherfolge Nummer 17, 18 und 19 in Folge und steht damit zum vierten Mal in der Runde der letzten Vier. Besonders beeindruckend: Mit dem 6:0, 6:0-Viertelfinalsieg Spieldauer: 40 Minuten) über Anastasia Potapowa und dem darauffolgenden 6:0, 6:2 (62 Minuten) gegen die regierende Wimbledonsiegerin Marketa Vondrousova feierte das Tennis-Ass aus Raszyn gleich 18 Gamegewinne in Serie!

Eine erdrückende Dominanz, der sich im Halbfinale am Donnerstag Coco Gauff entgegenstemmen will. Allerdings hält die Amerikanerin, die sich im Viertelfinale gegen Ons Jabeur mit 4:6, 6:2, 6:3 durchgesetzt hat, gegen Swiatek bei nur einem Sieg gegenüber zehn Niederlagen. Außer beim Semifinalerfolg 2023 in Cincinnati konnte Gauff gegen Swiatek noch nie einen Satz gewinnen. Auch nicht bei der letztjährigen 4:6, 2:6-Finalniederlage bei den French Open.

Worte ans Publikum

Swiatek ist aber nicht nur auf dem Platz sehr erfolgreich, sondern übernahm mittlerweile auch in ihrer Rolle als Nummer eins der Welt Verantwortung. So wie nach ihrem Triumph gegen Osaka, als sie nach dem Match ihre Worte gegen das störende Publikum während der Ballwechsel richtete: „Es ist sehr schwer, fokussiert zu bleiben, wenn ihr während des Ballwechsels oder kurz vor dem Return etwas reinschreit. Das ist ernst für uns. Wir kämpfen unser ganzes Leben, um besser und besser zu werden.“ Nachsatz: „Ich hoffe, dass ihr mich trotzdem noch mögt.“