Die French Open können heuer mit einem besonderen Novum aufwarten, in dessen Genuss die Fernsehzuschauer (hierzulande via Eurosport und ServusTV) kommen. So werden die Stuhlschiedsrichter auf dem Center Court Philippe Chatrier mit einer kleinen Kamera hinter dem rechten Ohr ausgestattet. Dies soll den Unparteiischen nicht den Gang zu einem HNO-Arzt ersparen, sondern dient vielmehr den Sofa-Surfern als zusätzliche Perspektive auf die Geschehnisse auf dem Platz. „Diese Weltneuheit bringt die Fans noch näher an das Geschehen heran und ermöglicht es ihnen, die Aufgaben der Schiedsrichter sowie ihre Interaktionen mit den Spielern kennenzulernen“, schwärmen die Veranstalter über ihren Griff in die visuelle Trickkiste.
Vorenthalten wurde diese zusätzliche Perspektive allerdings allen Fans von rot-weiß-roten Akteuren in Roland Garros. Der Grund ist einfach: Es wurde 2024 noch kein Match mit rot-weiß-roter Beteiligung auf dem rund 15.000 Zuschauer fassenden Center Court angesetzt. Sebastian Ofner kämpfte sich bei der diesjährigen „Platz-Hierarchie“ aber emsig nach oben. In der ersten Runde gegen Terence Atmane griff der Steirer noch auf Platz zwölf zu seinem Arbeitsgerät, in Runde zwei gegen Sebastian Baez war der St. Mareiner auf Court drei im Einsatz, die dritte Runde gegen Lokalmatador Corentin Moutet immerhin schon auf dem Simonne-Mathieu, dem mit 5000 Zuschauern Platz bietenden, drittgrößten Court in Roland Garros, angesetzt.
Turnierleitung hat reagiert
Bei seinem Sieg über Baez hob der St. Mareiner die Unterstützung der angereisten österreichischen Fans hervor. „Das war unglaublich und hat mich zusätzlich gepusht.“ Erfreulich, die rot-weiß-roten Anhänger (darunter auch Ofners Eltern Gabi und Hansjörg) erwiesen sich zwar als lautstark, fielen aber keineswegs ungut auf. Im Gegensatz zu einigen französischen Fans, die als hitzig und sehr patriotisch bekannt sind und mit ihrem Benehmen die Turnierleitung dazu veranlassten, ein Alkohol-Verbot auf den Tribünen auszusprechen. Zudem wurde von Turnierdirektorin Amelie Mauresmo ankündigt, gegen Störenfriede konsequent durchzugreifen.
Ofner selbst ist bis dato noch nie Opfer unfairer Zuschauer geworden. „Die Stimmung gegen Atmane war megacool und fair. Und auch bei den heurigen Australian Open gegen Lokalmatador Kokkinakis war das Publikum im fünften Satz logischerweise parteiisch, aber keineswegs unfair.“ Aktionen auf den Tribünen prallen am Weltranglisten-45. grundsätzlich ab und zeugen von seiner mentalen Stärke. Ob er auch in diesem Bereich arbeitet oder schon Hilfe von Außen angenommen habe? „Nein. Ich muss aber auch sagen, dass ich nicht der Typ dafür bin. Ich bin zwar generell ein Mensch, der für alles offen ist, von Arbeit im mentalen Bereich bin ich aber nicht überzeugt. Zum Glück brauche ich das auch nicht.“