Wir schreiben das Jahr 2018. Die zu diesem Zeitpunkt noch kaum bekannte Amerikanerin Danielle Collins marschiert als erste Qualifikantin der 30-jährigen Geschichte des Turniers bis ins Halbfinale der Miami Open. Dieses Bravourstück markierte den Durchbruch der US-College-Spielerin, die erst mit 22 Jahren den Schritt auf die WTA-Tour gewagt hatte. Sechs Jahre später steht die mittlerweile 30-Jährige nun im Sonnenstaat erneut in der Runde der letzten Vier, wo sie heute auf die Russin Jekaterina Alexandrowa trifft. Was sich seit 2018 bei ihr verändert hat? „Ich bin älter, weiser und habe definitiv ein besseres Outfit als damals“, scherzt die Australian-Open-Finalistin 2022.
2018 war Collins noch voller Erfolgsdrang, wollte die Tenniswelt wie all ihre Kolleginnen im Sturm erobern. Heuer befindet sich das Tennis-Ass aus Saint Petersburg, das im Juli 2022 auf Platz sieben der Weltrangliste stand, hingegen auf ihrer Abschiedstour, hat sie doch zu Beginn der Saison verkündet, Ende 2024 die Karriere an den Nagel zu hängen. Damit wird eine Vorreiterin im Frauensport die große Bühne verlassen.
Rheumatoide Arthritis
Nach dem Endspiel in Melbourne war Collins mit körperlichen Problemen an die Öffentlichkeit gegangen und hatte dabei über Tabus bei Krankheiten von Athletinnen gesprochen. 2018 bekam die Amerikanerin die erste niederschmetternde Diagnose: Rheumatoide Arthritis – eine Autoimmunerkrankung, die ihre ständigen Gelenkschmerzen und Schwellungen erklärte. Nur mit starken Medikamenten und einer strengen Diät kann sie seitdem die Krankheit kontrollieren.
2019 dann der nächste Rückschlag. Hatte Collins bereits seit ihrem Collegeabschluss 2016 immer wieder mit starken Schmerzen während ihrer Periode zu kämpfen, so kippte sie bei einem Vorbereitungsturnier für die Australian Open aufgrund extremer Schmerzen beim Training auf dem Platz um. Die Diagnose, die die zweifache Turniersiegerin 2021 öffentlich machte: Endometriose. Eine Krankheit, die etwa jede zehnte Frau betrifft, im Profisport aber erst seit dem vergangenem Jahr (Auslöser war Mikaela Shiffrin) vermehrt thematisiert wird. Dabei handelt es sich um überdurchschnittlich heftige und lange Schmerzen während der Monatsblutung.
Keine drastischen Änderungen mehr
Nach einer Operation, bei der ihr eine tennisballgroße Zyste in ihrer Gebärmutter entfernt wurde, ging es bei Collins gesundheitlich bergauf. „Vor meiner Operation und bevor ich auf meiner richtigen Medikation war, musste ich mein Training rund um den Zyklus immer anpassen, weil meine Perioden so schmerzhaft waren. Jetzt kann ich dauerhafter trainieren und muss keine drastischen Änderungen mehr vornehmen“, erklärte Collins 2021 und war damit die erste Spitzensportlerin, die so ausführlich und öffentlich über dieses Thema sprach.
Ihre körperlichen Probleme sollen aber nicht den Entschluss zum Rücktritt beeinflusst haben. „Ich hatte eine ziemlich gute Karriere. Aber jetzt möchte ich mich auf andere Lebensziele konzentrieren, insbesondere auf die Gründung einer Familie.“