„Ich drücke dir die Daumen, Simo! Du verdienst ein gutes Ergebnis und kommst hoffentlich zurück, um mehr Tennis zu spielen. Wir haben dich vermisst!“ Das schreibt Boris Becker unter ein Instagram-Posting, in dem die Rumänin verkündet, vor dem Sportgerichtshof CAS ihre Aussage gemacht zu haben. „Der Albtraum, den ich eineinhalb Jahre gelebt habe, ist vorbei. Ich hatte die Gelegenheit, meine Verteidigung vorzutragen, um zu zeigen, dass ich nie gedopt habe. Das habe ich vom ersten Tag der Anschuldigungen an gesagt. Jetzt warte ich erhobenen Hauptes auf die Entscheidung.“
Die International Tennis Integrity Agency (ITIA), die seit Jahren erfolgreich Matchmanipulationen und Doping im Tennissport bekämpft, sieht das hingegen anders. In einer 2022 bei den US Open von Halep abgegebenen Dopingprobe wurde das verbotene Mittel Roxadustat, das zur Steigerung der Sauerstoffversorgung führt, gefunden. Die 32-Jährige, die 64 Wochen an der Spitze der Weltrangliste stand, wurde daraufhin vorläufig suspendiert. Da zusätzliche Unregelmäßigkeiten in ihrem biologischen Athletenpass auftauchten, wurde die zweifache Grand-Slam-Siegerin im September 2023 für vier Jahre bis zum 6. Oktober 2026 gesperrt.
Ein Urteil, gegen das Halep seitdem ankämpft. So behauptet die 24-fache Turniersiegerin, versehentlich ein kontaminiertes Nahrungsergänzungsmittel genommen zu haben. Rückendeckung erhielt sie von ihrem Coach, dem Startrainer Patrick Mouratoglou. „Wir haben ihr vorgeschlagen, Kollagen zu nehmen, und wir haben ihr das Kollagen besorgt“, nahm der 53-Jährige seinen Schützling in Schutz und zeigte sich zudem mitverantwortlich für die Situation: „Ich fühle mich verantwortlich für das, was passiert ist, weil es mein Team ist.“
Scharapowa-Strafe wurde reduziert
Der Ausgang des Urteils ist offen, eine Reduktion der Dauer der Sperre scheint am wahrscheinlichsten. Doch ist Halep freilich nicht das erste Tennis-Ass, das sich mit Dopingvorwürfen konfrontiert sieht. Zu den prominentesten Dopingfällen im Damen-Zirkus zählen Martina Hingis und Maria Scharapowa. Die Schweizerin wurde 2007 positiv auf Kokain getestet und zwei Jahre gesperrt, Scharapowa stolperte 2016 über die Einnahme von Meldonium. Ihre zweijährige Sperre wurde vom CAS auf 15 Monate reduziert. Auch bei den Sperren von Viktor Troicki und Marin Cilic schritt der Sportgerichtshof mildernd ein. Ebenfalls beliebt bei Tennisspielern: Kokain (Mats Wilander, Karel Novacek, Richard Gasquet), Nandrolon (Petr Korda, Greg Rusedski) und Crystal Meth (Andre Agassi).
Aber auch die rot-weiß-rote Tennisszene blieb von Dopingfällen nicht verschont: Stefan Koubek wurde 2004 die Einnahme von Triamcinolon-Acetonid nachgewiesen und für drei Monate aus dem Tennis-Verkehr gezogen. Weit brisanter verhielt sich der Fall Horst Skoff. Der Kärntner war 1997 in Ostende getestet worden. Unmittelbar danach war die ATP erneut an ihn herangetreten, um einen weiteren Test zu absolvieren. Begründung: „Zu wenig Urin“. Weil der Österreicher nicht den Flieger versäumen wollte, verließ er die Anlage, ohne eine weitere Probe abzugeben. Daraufhin sprach die ATP aufgrund „Missachtung ihrer Regeln“ eine lebenslange Sperre aus.
Zehn Millionen Dollar
Skoff klagte und in der Gerichtsverhandlung in Fort Lauderdale stellte sich heraus, dass die Urinprobe von der ATP verschlampt worden war. Der 2008 viel zu früh verstorbene Österreich bekam Recht, der Streitwert des Prozesses wurde damals mit zehn Millionen Dollar beziffert. Sollte es auch im Fall Halep zu einem Freispruch kommen, wird die WTA hinsichtlich Entschädigung wohl noch weit tiefer in die Geldtasche greifen müssen ...