Wenn Dominic Thiem am Freitag in der Osloer Telenor-Arena seine Schläger auspackt, werden beim 30-Jährigen Erinnerungen wach. So schwingt der Österreicher zum ersten Mal nach fast vier Jahren bei der „Ultimate Tennis Showdown“-Serie wieder sein Arbeitsgerät. Die UTS ist eine 2020 während der Covid-19-Pandemie von Star-Trainer Patrick Mouratoglou und Alex Popyrin ins Leben gerufene Tennis-Liga, die mit besonderen Regeln dem Tennissport mehr Attraktivität verpassen will. Ein Turnier (basierend auf Einladungen) dauert drei Tage, insgesamt acht Spieler matchen sich in zwei Vierergruppen im Round-Robin-System. Am Finaltag stehen die beiden Halbfinali sowie das Endspiel auf dem Programm.

Nach zweijährige Pause nahm die UTS im Vorjahr wieder Fahrt auf. Gespielt wurden drei Events – in Los Angeles, Frankfurt und London, wo auch das „Grand Final“ über die Bühne ging. Die Dotation pro Turnier beträgt 1,665 Millionen Dollar. Somit werden pro Match 111.000 Dollar ausgespielt. Der Sieger kassiert 77.700, der Verlierer 33.300 Dollar. Sollte ein Spieler alle fünf Matches gewinnen, kassiert er für drei Tage Arbeit elegante 421.800 Dollar. Die bisherige Liste der Teilnehmer kann sich sehen lassen – wobei die Veranstalter tunlichst darauf achten, bei jedem Event auch einen Exzentriker aufschlagen zu lassen. Denn Spaß und außergewöhnliche Schläge sollen bei aller Ernsthaftigkeit nicht zu kurz kommen.

„The Rebel“, „The Viking“ und „The Ice Man“

In Oslo sind mit Gael Monfils („La Monf“), Benoit Paire („The Rebel“) und Alexander Bublik („The Bublik Enemy“) gleich drei Spielertypen dieses Schlags am Start. Thiem („Thieminho“) spielt mit Bublik, Holger Rune („The Viking“) und Alex de Minaur (The Demon“) in einer Gruppe, das andere Quartett bilden Monfils, Paire, Andrej Rublew (Rublo“) sowie Gastgeber Casper Ruud („The Ice Man“). Die in Klammern stehenden Namen sind die Pseudonyme, mit denen die Protagonisten beim Turnier auftreten.

Damit noch zu den wichtigsten Regeln, die laut Mouratoglou die Tenniswelt revolutionieren sollen. Ein Einzel ist in vier Viertel zu je acht Minuten Netto-Spielzeit aufgeteilt. Gezählt wird wie im Tiebreak ohne Begrenzung der Punkteanzahl. Sollte es am Ende nach Vierteln 2:2 stehen, gibt es einen „Sudden Death“, bei dem jener Spieler gewinnt, der zuerst zwei Punkte in Folge holt. Bei UTS-Events gibt es keine Aufwärmphase und keinen zweiten Aufschlag (dieser wechselt nach jedem zweiten Punkt). Zwischen zwei Punkte sind nur 15 Sekunden Pause erlaubt.

Time-out und Interviews

Beim Service gilt die „No-Let-Regel“, zudem gibt es für jeden Spieler pro Viertel eine „Bonus-Karte“. Setzt er diese ein, zählt der folgende gespielte Punkt, sofern er ihn gewinnt, gleich drei Zähler. Die Trainer sitzen am Platz auf der Bank und dürfen pro Viertel ein Time-out (30 Sekunden) nehmen. Live-Coaching ist erlaubt und wird via Lautsprechern dem Publikum übermittelt. Außerdem gibt es nach jedem Viertel Interviews mit den Spielern, „Quiet please“ gilt für die Fans auch während der Ballwechsel nicht.

Mouratoglou serviert mit seinem „Showdown“ durchaus interessante Ansätze. Welche davon in der Tenniswelt Einzug halten werden (No-Let-Regel bei den Junioren und Live-Coaching gibt es bereits), bleibt abzuwarten. „Bei diesem Format können sich die Dinge ganz schnell ändern und es ist durchgehend für große Spannung gesorgt“, lobte „Thieminho“ bereits 2020 die UTS-Serie. Nach dem Aus von Touring-Coach Benjamin Ebrahimzadeh wird Thiem in Oslo alleine auftreten. Hinsichtlich des Rätselratens um den zukünftigen Trainer des ehemaligen Weltranglistendritten („Er kennt mich von klein auf und ist Ausländer“) gewinnen drei Namen immer mehr an Gewicht: Gary Muller, Joakim Nyström und Mate Delic. Alle drei haben unter Günter Bresnik mit Thiem bereits zusammengearbeitet.