Die Tennissaison ist so gut wie zu Ende. Aus rot-weiß-roter Sicht prägten bei den Herren zwei Spieler das Jahr. Auf der einen Seite Sebastian Ofner, der sich mit seinem erfreulichen Aufschwung (ATP-Nr. 43) zu Österreichs Nummer eins gemausert hat. Auf der anderen Seite Dominic Thiem, dem auch heuer der Knopf nicht aufgegangen (ATP-Nr. 95) ist. Eine Tatsache, die auch für Legende Thomas Muster, der Thiem auch kurzzeitig als Coach unter seinen Fittichen hatte, unerklärlich ist.
„Für mich ist Dominic Thiem eine Blackbox. Das ist eine Zaubertüte, bei der du nicht weißt, was du diese und in der nächsten Woche zu sehen bekommst“, sagte der 56-jährige Leibnitzer in einem Interview in der „Presse“. So habe der Lichtenwörther heuer als besserer Spieler viele Matches verloren (Saisonbilanz: 19:24-Siege). Augenscheinlich sei zudem, dass Thiem vor großem Publikum auf einem Center Court seine besten Leistungen abgerufen hätte. „Daher muss es seine Motivation sein, von der kleineren Turnierebene wegzukommen“, betont Muster.
„Die Court-Position passt einfach nicht“
Auch die stets defensive Position auf dem Platz sei für Muster ein Rätsel: „Die Court-Postion passt einfach nicht. Dominic steht oft irrsinnig weit hinter Grundlinie, muss dadurch viele Meter machen und wird dann in seinen Schlägen zu kurz. Beim Return auf den zweiten Aufschlag verstehe ich seine Positionierung ebenso nicht.“ Augenscheinlich sei für Muster ebenfalls, „dass Beweglichkeit und Geschwindigkeit nicht mehr so da sind.“ Aber: „Wenn er Lösungen für all diese Probleme findet, sind die Top 30 oder Top 20 immer noch möglich.“
Dass Thiem in naher Zukunft seine Karriere beenden könnte, daran glaubt Muster nicht: „Tennis ist Dominics Beruf. Er hat sich dafür entschieden. Und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es kein Business gibt, in dem er annähernd so viel Geld verdienen kann.“