"Der Fahrer hat zuerst gedacht, dass er nur einen Ast erwischt hatte", erzählt Marco Haller. Der Schock sitzt dem Klagenfurter, der Mitte Mai zum ersten Mal Papa wird, noch immer in den Gliedern. Bei einer Trainingsausfahrt am Ossiacher Tauern kam es beinahe zur Katastrophe. Haller fuhr auf der einspurigen Straße von Köstenberg nach Feldkirchen einem Pick-up nach.
Aufgrund des Gegenverkehrs hielt zuerst das Auto und klarerweise auch Haller an. "Ich dachte mir: Da riskiere ich jetzt kein Überholmanöver, ich habe ja keinen Stress. Auf einmal leuchteten die weißen Rückfahrlichter auf. Im letzten Moment schaffte ich es mit dem Rennschuh aus den Pedalen."
Zuerst rollte der Pick-up mit den hinteren Rädern über Hallers Specialized-Maschine, dann mit den vorderen. Sein Rad wurde von den dicken Walzen des Autos komplett zermalmt. "Und am Ende musste er nochmals darüber, also insgesamt dreimal. Irre", zeigt sich Haller bestürzt über die Schrottung seines Materials – das Carbon-Konfetti hatte einen ursprünglichen Wert von etwa 20.000 Euro mit allen Team-Extras (im Handel sind immerhin noch 14.000 Euro zu berappen). Mittlerweile wurde ihm sein Trainingsgerät im Bora-Hansgrohe-Stützpunkt in Raubling ersetzt. Der Autofahrer wollte zu diesem Vorfall keine Stellungnahme abgeben.
"Aber das Schlimme ist, dass so etwas gar nicht aufgrund von übermäßigem Risiko passieren muss. Wie gesagt, ich bin gestanden. Man stelle sich vor, das passiert in der Stadt bei einer Ampel. Und auf dem Fahrrad sitzt ein Kind", warnt Haller. Der 32-Jährige will gerade jetzt, wenn die Radsaison so richtig anläuft, alle Pkw- und Lkw-Lenker zur Vorsicht mahnen und auf die Gefahren hinweisen: "Es geht hier um mehr Sensibilität. Ich hatte großes Glück, weil wir einen Notabstieg ständig üben. Aber das kann auch ganz anders ausgehen."