Jakob Schubert darf sich erstmals Europameister nennen. Der vierfache Weltmeister gewann am Donnerstag auf dem Königsplatz in München den neuen olympischen Kombibewerb mit 175,6 Punkten vor dem tschechischen Lead-Europameister Adam Ondra (170,8) und dem Spanier Alberto Gines Lopez (151,7). Boulder-Goldmedaillengewinner Nicolai Uznik landete im Achter-Finalfeld an der letzten Stelle (62,5). "Ich hätte mir nicht gedacht, dass das noch Gold wird", sagte Schubert.
Nach der Boulderrunde war für ein heißes Finale alles angerichtet. Ondra (80,7 Punkte), der Franzose Sam Avezou (80,6) sowie dessen Landsmann Mejdi Schalck (80,5) und Schubert (80,5) hatten jeweils drei Boulder geknackt und lagen eng zusammen. Die minimale Differenz ergibt sich dadurch, dass pro ungültigem Versuch ein Zehntel abgezogen wird. Schubert war übrigens der Einzige, der den zweiten Boulder gelöst hatte. Uznik toppte nur zweimal, war zur Halbzeit Sechster (61,4).
"Ich war happy, dass die Boulderrunde gut ausgegangen ist, aber zum anderen hat es mich brutal geärgert, dass ich den dritten Boulder nicht gemacht habe. Im letzten Versuch hätte ich es gecheckt, wie ich es machen könnte, aber mir ist die Zeit ausgegangen. Da ich als Einziger den zweiten gemacht habe, hätte ich mir einen ziemlich guten Vorsprung holen können", sagte Schubert. Weges den Punktesystems ist eine starke Boulderleistung für Lead-Spezialisten essenziell, denn im Vorstieg (Lead) könne man nicht mehr so viel rausholen.
Schalck ging als Erster in die Vorstieg-Route, bei 30+ war aber bereits Endstation. Der nachfolgende Avezou fiel bei 38+ ins Seil, womit das Duell um Gold zwischen Ondra und Schubert angerichtet war. Denn freilich war davon auszugehen, dass beide bis zumindest in Top-Nähe kamen.
Silber stand früh fest
Schubert kletterte souverän, griff mit einer Hand zum Top, rutschte aber ab, weshalb ihm 4,9 Punkte auf die 100 fehlten. Damit stand aber Silber bereits fest, denn nur Ondra konnte ihn noch überholen. Die weiteren Lead-Medaillengewinner Luka Potocar (SLO) und Gines Lopez hatten nach dem Bouldern bereits zu viel Rückstand. Ondra begann souverän, bewahrte sich einmal vor dem Absturz, setzte den Weg fort, schaffte aber einen Zug weniger als Schubert.
Die Leadroute kam Schubert entgegen, "ziemlich auf Ausdauer, nicht die megaschweren Stellen", er habe sich noch gut in Form gefühlt, oben noch gut greifen zu können. "Beim letzten Zug habe ich kurz gezögert, auf welchen von den zwei Tritten ich steige. Ich habe mich für den oberen entschieden und den Zug bissl falsch gemacht und nicht mehr die Kraft gehabt, mich mit einer Hand zu halten. Da war ich zu müde." Es reichte dennoch zum Titelgewinn. Denn hatte im Lead-Finale noch Schubert eine falsche Entscheidung die Medaille gekostet, so war es in der Kombi Ondra, der damit Gold verspielte. "Ich fand es schon megageil, dass es Silber wurde. Aber überraschend ist Adam doch einen Zug früher rausgeflogen", sagte Schubert.
Nun kann er eine Thematik abhaken, denn erstmals ist er auch Europameister. "Dieses Event wäre mir immer in Erinnerung bleiben. Jetzt bleibt es mir mit einem megageilen positiven Abschluss in Erinnerung. So eine Stimmung, es war ein megafaires Publikum, das jeden gleich angefeuert hat. Es hat so Spaß gemacht. Ich bin froh, dass ich das auch mit einer Goldenen noch küren kann, denn das hat sich dieses Event auch verdient."
Für Österreich sind die Kletterbewerbe in München mit vier Medaillen damit äußerst erfolgreich verlaufen, denn in den Frauenbewerben hatte sich Jessica Pilz Silber im Lead und Bronze in der Kombination erkämpft.