"Hoffentlich wird es kein 0:5“, erinnert Dirk Lange an Bayerns Aus im Cup gegen Borussia Mönchengladbach und kann schon wieder lachen. Wie Julian Nagelsmann seine Bayern muss der 58-Jährige seine Schwimmerin Caroline Pilhatsch bei der Kurzbahn-Europameisterschaft im russischen Kasan via Telefon coachen.
Grund ist – anders als beim Bayern-Trainer – aber keine Corona-Infektion, sondern ein Problem bei der Einreise. „Leider bin ich ohne Trainer in Russland angekommen“, sagt Pilhatsch, die schon heute mit der rot-weiß-roten Kraulstaffel ins Wasser geht.
In Moskau war für Lange Endstation
Kurios: Langes Gepäck hat die 22-Jährige mit in Russland. Und bis Moskau war auch Lange mit dabei. Dort war für den Deutschen aber Endstation, die russischen Behörden ließen den Schwimmtrainer nicht mehr weiterreisen. „Im nächsten Flieger ging es für mich zurück“, sagt er. Der Pass wäre nicht valide – das ist alles, was Lange erklärt wurde. Seine Vermutung: eine defekte Seite hinten im Pass. „Aber wer sieht sich das an? Ich reise mit dem Pass in diesem Zustand seit Jahren. Nach London, Rio, Tokio, überall hin.“
Lange hat versucht, die Beamten zu überzeugen, hat die Einladung vom russischen Sportministerium hergezeigt – ohne Erfolg. Und er weiß, dass es in der Vorwoche rund um den Schwimmweltcup in Kasan zu ähnlichen Vorfällen gekommen ist. „Man bekommt da auch keine Antwort. Und das Englisch der russischen Beamten ist etwa so gut wie mein Russisch. Und damit kommt man nicht weit.“
Sportlich hat der Schwimmverband Österreichs zwölf Athleten nach Russland entsandt. Aus steirischer Sicht neben ATG-Schwimmerin Pilhatsch auch Claudia Hufnagl, die für den USC Graz schwimmt und am Mittwoch ihren ersten Bewerb schwimmt. Für Pilhatsch ist klar: Über 50 Meter Rücken soll der Finaleinzug gelingen. „Das wäre ein Erfolg“, sagt auch Lange.
Die Kurzbahn-EM ist aber nicht Pilhatschs wichtigster Wettkampf in den nächsten Wochen, im Dezember steht die Kurzbahn-WM an und da will die 22-Jährige in Topform sein. „Es ist eine EM, ich möchte es nicht Vorbereitungswettkampf nennen“, sagt Pilhatsch, die vor wenigen Wochen ihre Polizeiausbildung abgeschlossen hat. „Es war von Anfang an klar, dass wir Richtung WM gehen“, sagt auch Lange.
Beruhigend ist: Das 0:5 der Bayern ohne Nagelsmann war ein Ausrutscher. Die Bayern-Bilanz ohne Cheftrainer kann sich sehen lassen. Vier Spiele, drei Siege, Tordifferenz: 13:7.