Die Welt ist zwar keine Scheibe, für die Damen und Herren des Flying-Disc-Vereins Catchup Graz bedeutet eine Scheibe aber die Welt.
Ultimate Frisbee hat in Graz Tradition, genauso wie Catchup, der 1988 aus einer USI-Truppe entstanden ist.
Wer nun aber denkt, Ultimate spielen zu können, weil er oder sie als Kind einmal im Garten mit der Großmutter eine Flugscheibe hin und her geworfen hat, hat weit gefehlt.
Der Sport – eine Mischung aus Fußball, Basketball und American Football – erfordert Schnelligkeit, Ausdauer und eine ungemeine Athletik.
Die wohl größte Besonderheit, die der Sport mit sich bringt, ist, dass er ohne Schiedsrichter gespielt wird. Der Fairplay-Gedanke wird ganz groß geschrieben. "Der 'Spirit of the Game' zieht sich durch die gesamte Sportart", erklärt Obmann Andreas Kuhn. "Wenn es zu einem Regelverstoß kommt, machen sich das die betroffenen Spieler am Feld untereinander aus. Werden sie sich nicht einig, wird die Situation nicht wiederholt." Die Teams vergeben bei jedem Turnier untereinander "Spirit-Scores", am Ende wird das fairste Team gekürt.
Wer unfair spielt, spielt gar nicht mehr
Noch bewegt sich der Sport in einer Größenordnung, die so eine Selbstdisziplin zulässt. Doch "es ist auf Messers Schneide", wie Kuhn sagt. Durch die immer stärkere Professionalisierung des Sports kommt die Diskussion um Unparteiische immer wieder auf. Mit sogenannten "Observers" gibt es derzeit einen Mittelweg: Einigen sich die Spieler nicht binnen 30 Sekunden, gibt der Beobachter seine Meinung kund – sind alle Parteien einverstanden, wird die Entscheidung akzeptiert.
Schiedsrichter würden den Sport auf alle Fälle unfairer machen, ist Catchup-Trainer Richard Bartle-Tubbs überzeugt, der selbst bereits bei einem Testlauf dabei war. "Sobald du die Last von den Spielern nimmst, sich an die Regeln zu halten und der Sieg über allem steht, wird es unlustig." Noch ist der "Spirit of the Game" aber ohnehin unangefochten. "Es bringt Teams wenig, zu schummeln, denn dann werden sie einfach nicht mehr zu Turnieren eingeladen", sagt Bartle-Tubbs. "Und so ein Ruf ist schwerer zu verlieren, als ihn zu bekommen."
Die Titelverteidigung im Visier
Am Platz des Arbeitersportverein Gösting arbeitet der Trainer mit den 20 für die österreichischen Staatsmeisterschaften nominierten Spielern an den letzten Feinheiten, bevor es am Wochenende im Rahmen der Sport Austria Finals zur Sache geht. Ausgespielt wird der Titel in der Mixed-Division, bei der bei jedem Spielzug drei bis vier Damen pro Team am Feld stehen müssen. "Auf höchstem Niveau entscheiden die Mädels in den Teams über Sieg und Niederlage", sagt Bartle-Tubbs.
Die topgesetzten Grazer müssen gegen neun Teams aus Wien, Niederösterreich, Vorarlberg, Tirol und Kärnten bestehen, um den Staatsmeistertitel von 2019 zu verteidigen. "Ich gehe davon aus, dass sich die anderen Teams vor uns fürchten", meint Bartle-Tubbs. "Wenn wir unseren Kader in der Hälfte teilen und gegeneinander spielen lassen, könnte es genauso gut das Halbfinale der Staatsmeisterschaften sein."