Das Internationale Olympische Comité (IOC) spielt auf Zeit. Noch ist eine Absage der Spiele in Tokio, die am 24. Juli beginnen sollen, kein Thema - man wolle vier Monate vor dem Start keine übereilten Entscheidungen treffen. Das unterstützt auch das ÖOC. Doch der Druck von allen Seiten wächst - und jetzt setzt ein Sportler den ersten Schritt und zeigt Haltung. Der Deutsche Säbelfechter Max Hartung, immerhin Nummer zwei der Weltrangliste, zog persönliche Konsequenzen und sagte seine Teilnahme in Tokio schon jetzt definitiv ab. Das tat er im Fernsehen, im "aktuellen Sportstudio" des ZDF. (HIER geht es zum Video.)

"Ich will Haltung zeigen und versuchen, das Richtige zu tun", sagte er in der TV-Diskussion rund um das Thema Pandemie im Sport. Und seine Entscheidung sei ihm keineswegs leicht gefallen: "Es bricht mir das Herz, ich hätte heulen können", erklärte er seine Gefühlswelt rund um die Entscheidung. Er habe sich aber entschieden, "die Hängepartie zu beenden" - und eben nicht an den Sommerspielen teilzunehmen. Hartung berichtete zudem davon, dass das Deutsche NOK rund 200 Athleten konsultiert habe und diese abstimmen lassen, ob sie für eine Verschiebung wären oder nicht.

Der 30-jährige Hartung, derzeit mit seiner Freundin in freiwilliger häuslicher Quarantäne, ist als "Aktivist" in der Sportszene bekannt. Er ist Vorseitzender der Athletenkommission im DOSB, Gründungspräsident der Vereinigung "Athleten Deutschland", die für mehr Rechte für Sportler kämpft. Der viermalige Europameister (zweimal Mannschaft, zweimal Einzel) und Mannschaftsweltmeister erklärte sein Verhalten so: "Ich mache mir Gedanken, wie ich als Sportler mit meinem Verhalten dazu beitragen kann, dass die Krise schnell vorbeigeht." Das könne er aber nicht, wenn er "auf Teufel komm raus" trainiere und sich auf Spiele vorbereite, die für ihn zu diesem Termin "nicht haltbar" seien.