Sie sind ein Paar. Kein seltsames wie einst Walter Matthau und Jack Lemmon für Hollywood und im Kino, auch kein Paar, das den Bund fürs Leben schloss – und wenn, dann nur fürs sportliche. Aber Roman Hagara und Hans Peter Steinacher, die gehören zusammen – zumindest, wenn auch noch ein Boot und Wasser im Spiel sind. Als Duett wurden sie zu Österreichs erfolgreichsten Sommersportlern, eroberten in der Tornado-Klasse Olympia-Gold 2000 in Sydney – und wiederholten dieses Kunststück vier Jahre später in Athen nochmals. Dazu wurden sie Weltmeister, Europameister, wurden zweimal zu Österreichs Sportlern des Jahres gekürt. "24 Jahre mit Hans Peter Steinacher segeln. Das ist wie 50 Jahre verheiratet zu sein", sagt Roman Hagara lachend.
„Wenn der Satz stimmt, dass man an sich am Höhepunkt der Karriere aufhören sollte, würden wir schon seit 20 Jahren nicht mehr segeln. Denn mehr als Olympia-Gold kannst du als Segler nicht erreichen“, sagt Steinacher und lächelt. „Aber die Herausforderung, die man damit hat, diesen Status zu verteidigen, aus dem Loch zurückzufinden, in das man zwangsläufig fällt, wenn man sich vier Jahre auf eine Regatta vorbereitet, die haben wir uns angetan.“
Und nicht nur die. Nach dem Tornado stiegen sie um auf große Boote, schnupperten sogar am prestigeträchtigen America’s Cup. Eines blieb immer gleich: Hagara/Steinacher, das war nie ein Duo, das einen ganzen Abend unterhält – und wenn, dann kaum mit Worten. Beide standen für harte Arbeit, fürs Tüfteln, für Willen – und für das Erreichen großer Ziele.
Einmal wollen sie das noch beweisen. Die Saison 2020 wird für die beiden – zusammen mit ihrer Crew – das letzte Jahr sein, in dem sie in einer Rennserie nach Regattasiegen gieren, die Segel trimmen, um Gegner zu besiegen, beim Schach auf dem Wasser. In der GC32-Serie, die auch für die alten „Seebären“ eine neue Stufe des Segelns öffnete: Foiling – das Gleiten auf dem Wasser. „Da erreicht man Geschwindigkeiten (bis zu 80 km/h auf dem Wasser, Anm.), die wir zuvor nicht gekannt haben beim Segeln. Das ist die Faszination“, sagt Hagara. Und Steinacher ergänzt: „Wenn es wirklich schnell wird, wird es auch gefährlich. Aber das ist es, was die Herausforderung ist, was das Adrenalin einschießen lässt.“
Hagara/Steinacher verstanden und verstehen sich „blind“ auf dem Boot, das war und ist eines der Erfolgsgeheimnisse. Und die Gabe, „alles einem Ziel unterzuordnen. Das war Gold bei Olympia“, sagt der 53-jährige Hagara, „wir waren mit harter Arbeit erfolgreich, unsere Geschichte ist außergewöhnlich. Aber es hat sich für uns ausgezahlt.“
Dementsprechend hoch sind aber auch die Ziele für das letzte Wettkampfjahr gesteckt: „Wir waren sehr erfolgreich, oft auf dem Podium, hatten viele Wettfahrtsiege. Aber für ganz vorn in der Gesamtwertung hat es nie gereicht. Das ist das Ziel für die letzte Saison“, sagt Hagara. Erreicht werden soll das auch dadurch, dass man erstmals mit einer schon eingespielten Crew aus dem Vorjahr in die neue Saison geht, das „blinde Verständnis“ ohne viele Worte zwischen dem Steuermann (Hagara) und dem Taktiker (Steinacher) auf die gesamte Mannschaft überträgt. Ende Oktober wird also Schluss sein mit dem Wettkampf. Mit dem Segeln aber sicher nicht.
„Wir werden dem Sport erhalten bleiben, auch unser Boot. Wir wollen, dass möglichst viele Leute diese Faszination erleben, haben viele Ideen im Kopf“, sagt Steinacher. Davor hat Hagara aber noch ein anderes Ziel: Als Berater des Segelverbandes will er seine Nachfolger schon 2020 zu Medaillen bei Olympia in Tokio verhelfen.