Österreich hat am Samstag bei der Rad-WM in Schottland Gold und Silber bejubeln dürfen. Zunächst verteidigte Mountainbikerin Valentina Höll in Fort William ihren Titel im Downhill-Rennen. Im Männer-Bewerb danach wurde Andreas Kolb Zweiter, der Steirer musste sich nur dem Briten Charlie Hatton um 0,599 Sekunden geschlagen geben. Die Freude bei der Salzburgerin war indes riesig. "Es ist mein zweiter Elite-Titel und ich bin erst 21. Es ist mega mega sick", sagte Höll im Ziel.
Die Qualifikations-Schnellste erwischte als letzte Athletin auf dem 2,8 km langen und technisch anspruchsvollen Kurs mit einem Höhenunterschied von 550 m einen guten Start und gab ab der zweiten Zwischenzeit ihre Führung nicht mehr her. Allerdings sei ihr das unterwegs nicht bewusst gewesen, so der MTB-Star, dem ein Kurvenfehler unterlief. "Da habe ich null Speed gehabt und gewusst, jetzt muss ich pedalieren. Ab dem Moment weiß ich nicht mehr, was passiert ist und irgendwie war es grün, wie ich durchs Ziel gekommen bin." Höll siegte in 4:58,242 Minuten und verteidigte damit ihren Titel vom Vorjahr.
Die 21-Jährige verwies die im Weltcup führende Schweizerin Camille Balanche um 2,020 Sekunden sowie die Französin Marine Cabirou (+2,361) auf die Plätze zwei und drei. Ex-Weltmeisterin Balanche zollte Höll danach Respekt. Diese sei heuer voller Selbstvertrauen, "und wenn das so ist, dann ist sie einfach unschlagbar", sagte die Eidgenossin im SRF-Interview.
Für die Österreicherin hatte der Wettkampftag eigentlich nicht gut begonnen. "Ich war heute so meganervös, es war so schlimm, mir hat es gar nicht getaugt. Und ich weiß, wenn ich nervös bin, dann zieht das so an meinem Energie-Level. Ich habe nicht einmal mehr mein ganzes Warm-up gemacht, weil mir so schlecht war die ganze Zeit. So etwas habe ich noch nie gehabt."
Große Barbeque-Party steht bevor
Höll hatte im Vorjahr bei der WM im französischen Les Gets triumphiert. Davor hatte die Downhillerin zweimal den Junioren-WM-Titel gewonnen (2018, 2019). In dieser Saison siegte sie beim Heim-Weltcup in Leogang und kurz darauf in Val di Sole/Italien. "Die letzten vier oder fünf Rennen, die ich gefahren bin, habe ich gewonnen. Ich habe keine Ahnung, was gerade abgeht. Aber mir taugt's", so Höll, die sich nun auf ihre Familie freut. "Ich weiß, dass wir am Montag eine fette Barbeque-Party daheim haben."
Kolb lieferte ebenfalls ein beherztes Rennen und wurde in einer Zeit von 4:27,346 Minuten mit WM-Silber belohnt. Bronze ging an Hattons Landsmann Laurie Greenland. Für den 27-jährigen Kolb ist es der größte Erfolg seiner Karriere nach seinem EM-Titel im Vorjahr.