Tadej Pogacar hat den Rückstand in der Gesamtwertung der 110. Tour de France auf Titelverteidiger Jonas Vingegaard verkürzt. Der zweifache Champion schüttelte seinen unmittelbaren Kontrahenten auf dem letzten Kilometer der 9. Etappe auf den legendären Puy de Dôme ein wenig ab, kam acht Sekunden vor dem Dänen ins Ziel und liegt vor dem ersten Ruhetag nur noch 17 Sekunden zurück. Den Etappensieg holte sich der Kanadier Michael Woods.
Woods siegte nach dem 13,3 Kilometer langen Anstieg mit durchschnittlich 7,7 Prozent Steigung vor dem Franzosen Pierre Latour und dem Slowenen Matej Mohoric. Der Osttiroler Felix Gall belegte mit knapp zehn Minuten Rückstand auf Woods den 21. Rang und verbesserte sich in der Gesamtwertung auf Platz 16. Zudem ist Gall nach der neunten Etappe auch der beste Fahrer seines AG2R-Teams, denn Ben O'Connor liegt nun zwei Plätze hinter ihm. Im Kampf um das Bergtrikot verlor Gall im Vergleich mit Neilson Powless allerdings an Boden und liegt nun 18 Punkte zurück.
Zum letzten Mal war die Tour 1988 am Puy de Dôme, der Däne Johnny Weltz holte hier seinen einzigen Etappensieg. Von einem Tageserfolg war Landsmann Vingegaard mit 8:27 Minuten Rückstand weit entfernt, den Abstand auf Pogacar konnte er auf den letzten Metern aber immerhin in Grenzen halten. Die beiden Topfahrer hielten sich bis knapp vor dem Ende der Etappe im Peleton auf.
Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel setzte Pogacar eine seiner gefürchteten Attacken auf dem bis zu 18 Prozent steilen Anstieg. Vingegaard kämpfte verbissen um Anschluss – und hielt den Schaden in Grenzen. Damit hat sich Pogacar erneut in starker Verfassung gezeigt, nachdem er zum Auftakt in den Pyrenäen noch von Vingegaard düpiert worden war. Der Slowene belegte in der Tageswertung unmittelbar vor dem Dänen Rang 13.
Im Kampf um den Tagessieg sah Matteo Jorgenson lange wie der sichere Sieger aus. Rund 53 Kilometer vor dem Ziel schrumpfte die bis dato 14-köpfige Spitzengruppe nach einem Angriff von Jorgenson auf fünf Profis. Der US-Amerikaner attackierte wenige Kilometer später ein weiteres Mal und machte sich alleine auf den Weg Richtung des Vulkans. Mit einem Vorsprung von einer Minute startete er schließlich in den Schlussanstieg.
Zunächst von Tausenden Zusehern am Streckenrand getragen, später komplett auf sich alleine zollte Jorgenson aber seinem hohen Tempo Tribut. Aufgrund von Vorfällen in der Vergangenheit waren auf den letzten vier Kilometern keine Fans mehr zugelassen. Am Ende gingen dem US-Amerikaner allerdings die Kräfte aus. Woods fing Jorgenson am letzten Kilometer ab und sicherte sich vor dem Franzosen Pierre Latour und dem Slowenen Matej Mohoric seinen ersten Tour-Etappenerfolg. Jorgenson wurde am Ende nur Vierter.
Nach dem ersten Ruhetag am Montag wird die Tour am Dienstag mit der zehnten Etappe über 167,2 Kilometer von Vulcania nach Issoire fortgesetzt. Bei fünf mittelschweren Bergwertungen gibt es ein ständiges Auf und Ab im Zentralmassiv, was einer Ausreißergruppe entgegenkommen sollte.