Es ist nur eine Sprachnachricht, und doch hört, riecht und sieht man die Strapazen nahezu, die Christoph Strasser durchmacht: "Morgen, wenn alles gut geht, schlafe ich in einem Hotelzimmer", sagt er und betont "Hotel" extra deutlich. Und dann fährt er fort: "Dann sitze nicht mehr auf dem Rad, stinkend, durchnässt, versaut mit Erde." Der Steirer nähert sich beim "Transcontinental Race" dem Ziel am Schwarzen Meer, heute soll er in den frühen Morgenstunden in Rumänien die Ziellinie passieren. Und das sogar, wenn der Plan aufgeht, als Erster.
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Lange lag der Kraubather in seinem ersten Rennen, in dem er völlig auf sich alleine gestellt ist, zurück, doch am achten Tag nach dem Start in Belgien und 3500 Kilometern hat er erstmals die Führung übernommen. Die beiden härtesten Widersacher, die Deutschen Adam Bialek und Ulrich Bartholmoes, hat Strasser auf einem Berg hinter sich gelassen, ehe der wohl härteste Teil des Ultraradrennens angestanden ist: der Offroad-Teil. "Dort haben sich Tragiken abgespielt. Mich hat Adam Bialek überholt, der dann aber einen Reifendefekt hatte. Dann war ich wieder vor ihm, bin aber in ein Schlammloch gestürzt. Irgendwie sind alle mit blauen Augen durchgekommen", sagt der 39-Jährige.
Schlafgelegenheiten gab es bislang verschiedenste: da eine Pension, dort ein Schlafsack in einem noch nicht fertiggestellten Einkaufszentrum, dort eine Bushaltestelle. Der Schlafentzug macht sich nach den nur kurz gehaltenen Ruhephasen natürlich bemerkbar, die Beine, die das 15 Kilogramm schwere Rad samt Gepäck voranbringen, sind schwer. Was er im Ziel herbeisehnt, ist klar: "Seit acht Tagen esse ich nur Schrott, trinke fünf Liter Cola pro Tag und ernähre mich fast nur von Snickers-Riegeln. Ich freue mich schon auf die erste warme Mahlzeit!"