Sprinter sind Maschinen. Binnen Sekunden beschleunigen sie ihre Räder auf Maximalgeschwindigkeit und gehen an und über die körperlichen Grenzen. Sie sind Gladiatoren auf dem Rad, und wenn sie sich gegen die Konkurrenz durchsetzen, dann ist der Jubel riesengroß. Mit geballten Fäusten schrie Jasper Philipsen nach der Zieldurchfahrt seine Emotionen hinaus. Der Fahrer von Alpecin Fenix hatte sich in beeindruckender Manier an den Konkurrenten vorbeigearbeitet und ChristopheLaporte um Haaresbreite geschlagen. Der Belgier jubelte, wie es ein Sieger einer Tour-Etappe jubeln sollte. Voller Inbrunst.
Blöd nur: Er war nicht der Sieger und das signalisierte ihm Laporte auch wenige Sekunden nach der Zieldurchfahrt. Der Franzose von Jumbo Visma deutete nach vorne und da stand Wout Van Aert schon bei den Betreuern. Der Belgier war im Gelben Trikot des Gesamtführenden am letzten Anstieg aus dem Peloton geknallt und fuhr solo elf Kilometer in Richtung Ziel. Dass er acht Sekunden vor den Sprintern in Calais angekommen ist, dürfte Philipsen vollkommen entgangen sein.
Philipsen nach der Zieleinfahrt: "Ich habe Van Aert nicht gehen sehen und hatte eine schlechte Verbindung mit dem Headset. Ich bin um den Sieg gesprintet, aber erst im Vorbeifahren an der Linie habe ich meinen Fehler bemerkt."
Der Belgier ist allerdings nicht der erste Berufsradfahrer, dem dieser Fauxpas passierte. Annemiek van Vleuten ist bei den Olympischen Spielen von Tokio entgangen, dass sie "nur" Zweite bei den Olympischen Spielen wurde. Doch im Ziel lag schon die Siegerin Anna Kiesenhofer.