Primoz Roglic, Arnaud Démare, Peter Sagan, Simon Yates, Michael Gogl . . . die Liste der Fahrer, die sich schon vor dem zweiten Ruhetag von der Tour de France verabschiedet haben, ist 37 Namen lang und hochkarätig. Und es bleibt hart, denn drei der verbleibenden sechs Etappen führen über die Pyrenäen. Bevor heute 169 Kilometer und vier Bergwertungen zwischen Pas de la Casa (Andorra) und Saint-Gaudens serviert werden, durften sich die verbliebenen (der ursprünglich 184) Berufsradfahrer ein wenig schonen. Auf der sprichwörtlichen faulen Haut lagen die Athleten aber nicht. "Ruhetage sind keine absoluten Ruhetage", sagt Marco Haller. Der Sprinter von Bahrain Victorious hat sich durch die Alpen gequält und will auch den Gebirgszug im Süden des Landes bezwingen. "Zumindest eineinhalb Stunden sollte man die Beine zur aktiven Erholung bewegen. Durch das Aktivieren der Muskeln treibt man auch den Regenerationsprozess voran."
Neben Regeneration und gutem Kaffee darf am Ruhetag auch der Blick in die Statistik nicht fehlen und abseits der großen Wertungen (siehe Kasten) spuckt das Internet viele Details aus. "Statistiken anzusehen ist immer interessant: wenn man weiß, wo man liegt, oder auch wie viel Kohle man schon eingefahren oder Strafen man kassiert hat", sagt Haller, dessen Team die gelbe Nummer der besten Equipe tragen darf. 2,3 Millionen Euro werden in Summe bei der 108. Tour de France ausgefahren. Die 500.000 Euro für den Gesamtsieg scheinen dem Slowenen Tadej Pogacar gewiss – bei seinem Sieg 2020 sackte das Team 623.930 Euro ein. Doch auch Hallers Team mischt im Preisgeldrennen mit. Für die Teamwertung winken auf der Champs-Élysées immerhin 50.000 Euro, die dann unter Fahrern und Betreuern aufgeteilt werden. Doch Geld ist nicht alles. "Egal, wie viel auf dem Preisgeldkonto steht, auch wenn man schon eine oder zwei Etappen gewonnen hat, dann will man mehr – immerhin sind wir alle Rennfahrer."
Zusammengerechnet wird zwar erst zum Schluss, doch Hallers Equipe ist bei dieser Landesrundfahrt unter den Topverdienern. Anders ist es etwa bei DSM. Die Deutschen fahren hinterher und haben beinahe so viele Strafen kassiert, wie Preisgeld eingenommen. Vor den Pyrenäen war die Mannschaft gut 1000 Euro im Plus. "Viele Strafen gibt es heuer, weil die Tour ,grüner‘ werden will", sagt Haller, "daher sind die Offiziellen bei den ,Littering Zones‘ genauer." Nur in gewissen Bereichen darf Müll weggeworfen werden. Sieht das ein Rennkommissar, kostet es Geld. "Dasselbe gilt auch bei den ,Sticky Bottles‘, sprich, wenn man sich eine Flasche vom Teamauto holt und sich ein bisschen zu lange festhält, oder versucht, den Schwung vom Auto mitzunehmen. Vor allem die Sprinter schummeln da gerne, wenn es in den Bergen um das Zeitlimit geht."
Übrigens: Neun Profis wurden von der Organisation aus dem Rennen genommen, weil sie das Etappenziel nicht innerhalb der Karenzzeit erreicht hatten. Eine Gefahr, der ab heute wieder einige Fahrer ins Auge sehen.