Die Kommentatoren bei Eurosport befürchteten bereits, dass die diesjährige Tour de France entschieden ist. Nach der Art und Weise, wie Tadej Pogacar die Konkurrenz demütigte, stellt sich die Frage: Wer soll den 22-jährigen Slowenen heuer noch stoppen? 30 Kilometer vor dem Ziel, im Anstieg vor dem Col de Romme (Kategorie 1) machte Pogacar ernst. Und er sammelte die Fluchtgruppe reihenweise ein. Einzig und allein der Belgier Dylan Teuns gelang es, seinen knappen Vorsprung mit viel Risiko bei strömenden Regen in der Abfahrt vom Col de la Colombiere zu verteidigen. Damit feierte Team Bahrain-Victorious den zweiten Etappensieg in Folge.
Pogacar lag nach einer unfassbaren Aufholjagd, wo er seine Gegner praktisch stehen gelassen hatte, am letzten Berg lediglich 19 Sekunden hinter Teuns zurück. Der Slowene nahm allerdings in der Abfahrt Tempo heraus. Sein Blick war da längst nur noch auf das Gesamtklassement gerichtet, in das er virtuell bereits 17 Kilometer vor dem Ziel ins Gelbe Trikot geschlüpft war. Und dabei hat er sämtliche Konkurrenten, auch seinen Landsmann Primoz Roglic (musste bereits früh abreißen lassen), vor eine veritable Aufgabe gestellt.
Der 22-Jährige führt nun 1:48 Minuten vor dem belgischen Klassikerspezialisten Wout van Aert, der aber in den Bergen weiter zurückfallen wird. Bereits über vier Minuten Rückstand haben die starken Kletterer Alexej Luzenko (Astana) und Rigoberto Uran (EF) auf den Positionen drei und vier. Der bisherige Spitzenreiter Mathieu van der Poel fiel weit zurück.
Für großes Aufsehen neben Pogacar, der sprichwörtlich in einer eigenen Liga fuhr, sorgte Team Bahrain Victorious. In der einzigen Sprintwertung des Tages triumphierte Sonny Colbrelli. Dann floh Wout Poels und heimste auf den folgenden Bergen so viele Punkte ein, dass er das Bergtrikot von Teamkollegen Matej Mohoric übernehmen konnte. Und schlussendlich holte Teuns, der in der Verfolgergruppe lange Geduld beweisen musste, den Etappensieg. "Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich heute ganz oben stehen darf. Es war ein stressiger Tag, ich habe aber immer versucht vorne zu bleiben", so der Belgier.