Anfang Oktober hat Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) angekündigt, dass in Wien eine neue Sporthalle mit Schwerpunkt Ballsport und einer Zuschauerkapazität von 3.000 Personen gebaut werden soll. Diese soll am Standort des Ferry-Dusika-Stadions, das deshalb abgerissen wird, errichtet werden, wie aus einem entsprechenden Ausschussakt hervorgeht. Die Fertigstellung ist für Ende 2023 geplant.
In diesem Schriftstück, aus dem der "Kurier" am Freitag zuerst online berichtete und das auch der APA vorliegt, heißt es, dass aus "sportfachlicher und auch aus rein wirtschaftlicher Sicht" ein Neubau am Standort des 1977 eröffneten Ferry-Dusika-Stadions "die optimale Variante" sei.
Radsport-Verband enttäuscht: "Gibt keine Alternativen"
Österreichs Radsport-Verband ist nicht erfreut über die Pläne. Nicht nur, weil man in den Planungen nicht einbezogen wurde, sondern auch, weil das Ferry-Dusika-Stadion hierzulande die einzige Radrennbahn beheimatet und "wichtiges Terrain für den Spitzenradsport" ist, teilt der ÖRV mit. Präsident Harald J. Mayer, der nun das Gespräch mit Stadtrat Hacker sucht, sagt: "Die Bahn ist der Beginn im Ausbildungszyklus des Radsports. Dazu gibt es keine Alternativen, wenn unserem Sport diese Basis entzogen wird".
Gerade in den letzten Jahren habe Österreich auf der Bahn einen Schritt in die Weltelite gemacht, bei der letzten WM in Berlin hat sich das rot-weiß-rote Team für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert.
Stadion ist "nicht wirtschaftlich sinnvoll und nachhaltig"
Die MA 51 (Sportanlagen) habe eine "Ist-Zustandsanalyse und qualitative Objektbewertung für das Ferry-Dusika-Hallenstadion" erstellt. "Daraus ergibt sich, dass aus heutiger Sicht im Hinblick auf eine Sanierung und Erreichung einer zukunftsorientierten Funktionstauglichkeit Investitionen erforderlich wären, die angesichts ihres Umfangs und der dann unverändert geringen flexiblen Nutzbarkeit dieser Infrastruktur als nicht wirtschaftlich sinnvoll und nachhaltig zu beurteilen sind", heißt es im Akt.
Verwiesen wird auch auf die "nicht mehr zeitgemäßen Ausstattung bzw. Gestaltung" des Dusika-Stadions. "Insbesondere durch die Radbahn können Sportveranstaltungen nur sehr reduziert im Dusika-Stadion stattfinden, da die jeweiligen Umbauarbeiten sehr kosten- und zeitaufwendig sind", wird betont.
Hacker selbst hatte bei der Ankündigung der neuen Sportlocation bereits davon gesprochen, dass diese eventuell anstelle der Dusika-Halle kommen könnte. Am Freitag wollte man in seinem Büro dies so noch nicht fix bestätigen - aber indirekt dann doch: Es stimme, dass in den verschickten Ausschussunterlagen auch die erwähnten Pläne enthalten seien, sagte ein Sprecher auf APA-Nachfrage. Der Akt wird kommende Woche im Sportausschuss des Gemeinderats behandelt.
Die Kosten für die neue Halle mit Ballsportschwerpunkt - sie wird im Schriftstück "Sport-Arena Wien" genannt - wurden im Oktober mit rund 30 Mio. Euro beziffert. Im Akt ist nun von einem "voraussichtlichen Kostenrahmen" von 50 Mio. Euro netto die Rede. Ende Jänner soll das Projekt im Gemeinderat beschlossen und bis Ende 2023 fertiggestellt werden. Der Start der Abbrucharbeiten an der jetzigen Sportlocation ist noch im heurigen Jahr geplant.
Die Arena wird neben Ballsportflächen auch Platz etwa für Leichtathletik oder Geräteturnen bieten und je nach Bedarf flexibel angepasst werden können. "Die Halle soll aus mehreren, abteilbaren Trainingshallen bestehen, die mittels Trennvorhängen je nach Veranstaltung zusammengeschaltet werden können. Die Zuschauerkapazität wird mittels mobiler, ausfahrbarer Tribünenanlagen bzw. eventuell durch zusätzliche fixe Einbauten sichergestellt", wird im Akt beschrieben.
"Offenbar wurde auf Radsportler vergessen"
Die ÖVP übte am Freitag Kritik an den Plänen, da die Türkisen eine Nachfolgelösung für die jetzige Radsportanlage im Dusika-Stadion vermissen. "Das neue Sportzentrum ist für Wien dringend notwendig, aber offenbar wurden auf die Radsportler vergessen", hielt Sportsprecher Peter L. Eppinger in einer schriftlichen Stellungnahme fest. ÖVP-Klubchef Markus Wölbitsch forderte zudem die Einbindung der Dach- und Fachverbände mit Blick auf die Errichtung und den Betrieb. Denn zahlreiche Fragen seien noch zu klären.