Als Lance Amstrong im Juli 1999 in die Tour de France startete, stand ein großes Fragezeichen hinter dem Amerikaner. Zwar jubelte Amstrong bereits 1993 über einen Weltmeistertitel, jedoch zwang ihn eine Hodenkrebserkrankung zu einer zweijährrigen Auszeit von 1996 bis 1998. Nach seiner Rückkehr unterschrieb Amstrong beim amerikanischen Team US Postal Service. Nach einem vierten Platz in der Vuella a Espana gewann Amstrong zu Überraschung vieler am 21. Juli 1999 seine erste Tour de France. Der Erfolg auf der berüchtigten Radtour mit vier Etappensiegen wurde quer über den Globus als "Comeback des Jahrhunderts" gefeiert.

Doch die Rückkehr an die Spitze verlief bekanntermaßen nicht so perfekt, wie es der Schein vermuten ließ. Schon während der Tour wurden Amstrong und sein Team nach einer gewonnen Bergetappe mit Dopingvorwürfen konfrontiert. In einem Interview entgegnete der spätere Tour-Sieger seinen Gegnern: "Wenn man die Tour anführt oder gar gewinnt, meinen die Leute das sei unmöglich - wir heben jedoch lediglich unser hartes Training zu verbergen." Selbst ein positiver Test auf das verbotene Steroid-Medikament Cortison konnte Amstrong nicht zu Fall bringen. Teamärzte von American Postal datierten ein Rezept für das leistungssteigende Medikament auf einen Zeitraum vor Tour-Beginn zurück.

Der Vorfall ließ jedoch Amstrongs Team vorsichtiger werden. Anstatt weiterhin auf Medikamente zu setzen, begann das US-Postal-Team sich mit Eigenblutdoping leistungsfähiger zu machen. Die Rechnung ging auf, Amstrong gewinnt erneut auf dem Weg nach Paris eine Bergetappe und gewinnt im Jahr 2000 seine zweite Tour de France. Erneute Doping-Anschuldigungen von der Konkurrenz weist Amstrong weiter zurück. In einem Werbesport für die Sportmarke Nike geht der Radfahrer in die Offensive. Auf einem Rad durch die Gegend radelnd, meint Amstrong "Leute meinen, ich sei drauf - ja das bin ich auch, ich bin sechs Stunden täglich auf dem Rad drauf und gebe mein Bestes."

Neben einer Vielzahl sportlicher Erfolge schaffte es sich Amstrong ein Netzwerk aus berühmten Verbündeten anzueignen. Sein Engagement für die Krebsforschung mittels seiner Stiftung "Livestrong" bescherte Amstrong Auftritte bei US-Präsident George W. Bush, der ihn als "guten Freund und großen Amerikaner" lobte. Sowohl auf der Straße als auch in den prunkvollen Sälen wusste Amstrong zu überzeugen. Von 1999 bis 2005 gewann der Texaner sieben Tour de France-Titel. Mit den verschiedensten Doping-Methoden radelte Amstrong von Sieg zu Sieg ohne aufzufliegen.

Unter Bedrängnis geriet Amstrong erneut 2005, als eine Versicherungsgesellschaft einen Millionen-Bonus aufgrund der Dopingvorwürfe nicht auszahlen wollte. Amstrong klagte - und er sowie seine Teamkollegen müssen unter Eid aussagen, dass die Vorwürfen falsch sind. Nach seinem siebenden Sieg auf der Tour de France stellte Amstrong sein Rad in die Ecke und beendete seine erfolgreiche Karriere. Doch anstatt die Sportlerpension genießen, wollte es Amstrong 2009 noch einmal wissen - ein vataler Fehler.

Der Tour-de-France-Sieger von 2006 und langjähriger Freund von Amstrong Floyd Landis wurde nach seinem Triumph aufgrund nachgewiesenen Dopings für zwei jahre gesperrt. Bei seiner Rückkehr will er in Amstrongs Team, der ihn aber abblitzen ließ. Landis geht daraufhin an die Öffentlichkeit und berichtet über große Doping-Delikte des US-Postal-Teams. Schnell gerät auch Amstrong ins Fadenkreuz der Ermittler. Von der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA werden weitere ehemalige Teamkollegen Amstrongs verhört, die gegen die Sportlegende aussagen.

Am 22. Oktober 2012 ist Amstrongs Betrug vorbei. Der internationale Radsportverband erkennt dem einstigen Dominator alle sieben Tour-de-France-Teteln ab. Zudem wird Amstrong für alle Sportarten gesperrt. Am 13. Jänner 2013 bricht er mit 42 Jahren sein Schweigen, bei der US-Talkshow von Oprah Winfrey gesteht Amstrong seine Dopingeskapaden im Radsport Es ist das Ende einer Karriere, die auf Lügen aufgebaut war und ihn über die Berge Frankreichs an die Spitze der Welt brachten.