Der Sport in seiner Gesamtheit ist von der Corona-Krise voll erwischt worden und zum Stillstand gekommen. Während zumindest die Profis im Lager der Kicker noch auf "Geisterspiele" hoffen, hat der Radsportverband der Republik Österreich die gesamte (Renn)-Saison für beendet erklärt und die Ö-Tour, die Radjugendtour und die Bundesliga abgesagt. "Wir waren gezwungen, aufgrund des bis 31. August geltenden bundesweiten Verbots für Veranstaltungen und die Ungewissheit für die Wochen und Monate danach weitreichende Entscheidungen zu treffen", sagt ÖRV-Chef Harald Mayer.
Sprich: Die Landesrundfahrt der Profis und die Tour des Nachwuchses in der Steiermark finden definitiv nicht statt. Ob die Rennen, die zur Bundesliga gezählt hätten, von den lokalen Organisationskomitees durchgeführt werden, hängt nicht vom Verband ab. Infrastrukturelle Unterstützung (Zielbögen etc.) wird es vom ÖRV aber keine geben. Darunter fällt auch ein mögliches Revival des Altstadtkriteriums Graz. Das Spektakel in der Innenstadt wäre für 12. September geplant. "Vorerst haben wir die Veranstaltung noch in Planung, werden uns aber selbstverständlich an alle dann geltenden Auflagen halten", sagt der steirische Landepräsident Gerald Pototsching, "aber natürlich haben Sicherheit und Gesundheit immer Vorrang und wenn nur irgendein kleiner Zweifel vorhanden ist, werden wir absagen. Gerade bei einem Kriterium mitten in der Altstadt wäre ein 'Geisterrennen' ohnehin unmöglich."
Die Ö-Tour wurde vor der heutigen Absage bereits auf unbestimmte Zeit verschoben. Denn der geplante Starttermin von 27. Juni wäre ohnehin nicht realisierbar gewesen. Zudem ist bei der Unsicherheit der künftigen Reisebeschränkungen eine konkrete Planung nicht möglich. "Der Radsport hat in der Corona-Krise seit Wochen mit klaren und verantwortungsbewussten Entscheidungen so etwas wie eine Vorbildrolle", sagt Mayer, "wir werden diese Verantwortung weiterhin sehr ernst nehmen und vor allem keinerlei Risiken eingehen."
Internationales "Termingemetzel"
Eine Verschiebung der Tour in den Herbst wäre ohnehin wohl ein Schuss in den Ofen. Denn die 72. Landesrundfahrt war Teil des internationalen Rennkalenders und bei dem versucht der Weltverband mit wilden Herumschiebereien einen möglichen Plan zu erstellen. Der beinhaltet die drei Grand Tours, die WM und die nationalen Meisterschaften ab Mitte August - ein Termingemetzel, in dem eine Ö-Tour wie andere "kleinere" Rennen wohl untergehen würde. Die Tour de France soll nun von 29. August bis 20. September ausgetragen werden. Danach folgt die Straßen in WM Aigle-Martigny (20. bis 27. September). Der Giro d'Italia (3. bis 25. Oktober) wird ebenfalls nachgeholt und somit muss die Vuelta a Espana wohl in den November ausweichen.
Experten für den Minister
Bei der Video-Konferenz wurde auch eine Arbeitsgruppe installiert, die Vizekanzler und Bundesminister Werner Kogler in der Entscheidungsfindung unterstützen soll. Unter dem Thema "Re-Start Cycling Austria" geht es dabei konkret um die schrittweise Wiederbelebung des Radsports nach und während Covid-19.