Es war der Reiz der Heim-WM, der Laura Stigger vom losen Untergrund auf die Straße gelockt hat. Zu Hause eine WM zu fahren, das wäre schon was. Ein Rennen vor allen Freunden und den Verwandten – dafür könnte man schon einmal das Mountainbike gegen das Straßenrad eintauschen. Den Druck hätten doch andere, denn sie ist ja „nur“ zweifache Junioren-Weltmeisterin im Mountainbiken. Und vor der WM fuhr sie genau ein internationales Straßenrennen – um die nötigen Punkte zu erhalten.

Was soll schon groß passieren? „Ich wollte einfach Spaß haben“, sagte die Haimingerin – und den hatte sie auch. Zwei Tage nach ihrem 18. Geburtstag lieferte sie ein perfektes Rennen ab: Stigger verhielt sich in der Spitzengruppe defensiv, attackierte in der steilsten Passage 16 Kilometer vor dem Ziel („Ich wusste, dass das mein Stück’l ist“) und fuhr einen taktisch sauberen Sprint. Vor den Augen ihrer Schulkollegen wartete sie am Hinterrad, zog dann ihre drei Konkurrentinnen nach der 150-Meter-Marke nach allen Regeln der Kunst ab. Erst tags zuvor hatte sie „einfach so zum Spaß“ einen Sprint angelegt. „Und genau so habe ich es heute wieder gemacht.“

Österreichs erste Weltmeisterin

Dass sie nun ganz auf die Straße wechselt, ist trotz WM-Gold mehr als fraglich. Vor ihrer Goldfahrt bezeichnete sie die WM als „Ausflug“, schwor dem Mountainbike die Treue. Selbst bei der WM ließen die langen (Mountainbike-)Handschuhe und die gelegentlich untypische Lenkerhaltung auf ihre wahre Liebe schließen. „Mountainbikerinnen müssen eben herausstechen“, sagt sie und lacht laut.

Seit ihrem siebenten Lebensjahr fährt sie im Gelände, das erste Rennen endete mit blutigen Knien: „Aber das hat mir nichts ausgemacht, ich habe weitergekämpft.“ Ihr Weg soll sie bis zu den Olympischen Spielen führen – und das schon 2020. Auf der Straße käme Tokio ohnehin zu früh – zu groß ist der Sprung von den Juniorinnen zu den Damen. Aber wer weiß: Vielleicht wagt sie ja in Paris 2024 erneut einen Seitensprung und holt dann zum Doppelschlag aus.

Heute geht es nach Blitzlichtgewitter und Hunderten Selfiewünschen erst einmal in der Schule weiter – und dann? „Hausaufgaben und Training“, sagt sie und lacht unter dem Goldenen Dachl mit Gold.