Das finale Einzelzeitfahren des 100. Giro d'Italia wird zum Sekunden-Krimi. Nach den letzten Bergwertungen am Samstag hat der Niederländer Tom Dumoulin beste Chancen auf seinen ersten Sieg in einer großen Radrundfahrt. Der 26-Jährige, der die erste Prüfung gegen die Uhr gewonnen hatte, hat als Vierter 53 Sekunden Rückstand auf den Kolumbianer Nairo Quintana.
Dumoulin hatte am Freitag das im Zeitfahren der 10. Etappe eroberte Rosa Trikot an Quintana verloren. Doch auf den letzten zwei Bergwertungen der ersten Kategorie auf der 20. Etappe von Pordenone nach Asiago gelang es dem Kletter-Spezialisten aus Kolumbien gemeinsam mit Vorjahressieger Vincenzo Nibali (ITA) und Tagessieger Thibaut Pinot (FRA) an der Spitze nicht, Dumoulin entscheidend Zeit abzunehmen.
Der Topfahrer des Sunweb-Teams von Georg Preidler hielt den Rückstand am Samstag mit 15 Sekunden in Grenzen und hat im flachen 29-km-Zeitfahren am Sonntag die besten Karten. Vor Dumoulin schoben sich am Samstag Nibali mit 39 Sekunden und Pinot mit 43 Sekunden Rückstand. Der Olympia-Zweite Dumoulin sollte in normaler Tagesform als Zeitfahr-Spezialist auf der Fahrt vom Monza-Autodrom zum Mailänder Dom mehr als eine Minute Guthaben auf seine Rivalen herausholen. Der Kampf um die Podestplätze wird jedenfalls eng, die Top Fünf sind nur durch 75 Sekunden getrennt.
15 Sekunden Rückstand
Auf dem 24-km-Anstieg zum Monte Grappa hatte Dumoulin noch mit den Kletterern mitgehalten, auch der Österreicher Patrick Konrad schaffte wieder den Anschluss an die Gruppe der Asse. Auf der letzten Bergwertung attackierten Nibali und Quintana, Dumoulin fiel etwas zurück. Fünf der ersten sechs der Gesamtwertung lagen vorne, zeigten sich aber uneinig. Mit Handzeichen versuchten Nibali und Quintana vergeblich, die anderen zur Führungsarbeit zu bewegen. So büßte Dumoulin als Tages-Zehnter nur 15 Sekunden ein.
Pinot feierte nach einem zweiten Rang und zwei dritten Plätzen seinen ersten Etappensieg im Giro. Er setzte sich im Sprint vor Ilnur Sakarin (RUS) und Nibali durch, der sich noch Bonussekunden sicherte. Quintana wurde Etappen-Fünfter.
Konrad musste die Besten im Finale des Anstiegs ziehen lassen, schaffte aber mit dem zwölften Rang (+2:35 Min.) eine weitere gute Platzierung. In der Gesamtwertung verbesserte sich der 26-jährige Niederösterreicher aus dem Bora-Team um zwei Positionen an die 16. Stelle (35:14). Eine weitere Steigerung ist am Sonntag angesichts der Abstände wohl nicht mehr möglich.