Der Giro d’Italia, Jahr für Jahr die Erste der drei „Grand Tours“, wird seit 1909 ausgetragen, heuer ab kommenden Freitag zum 100. Mal. Wieder über 21 Etappen, wieder weit über 3000 Kilometer (3572), wieder mit geschichtsträchtigen Anstiegen in den Alpen im Nordwesten Italiens und im Osten über die Dolomiten, es geht auf den Ätna, über das Stilfser Joch. Und er streift auch wieder Kärnten.

Unser Bundesland und Tirol/Lienz spielten in der 100-jährigen Geschichte der Italien-Rundfahrt eine nicht unbedeutende Rolle. Und schon gar nicht der Großglockner, der „Berg der Berge“ im österreichischen Radsport. Zwei Mal rollte der Giro hinauf zur Franz-Josefs-Höhe, das erste Mal 1971, als die Etappe oben mit einem Riesenskandal endete, als der gesamte Giro-Tross in das erst im Bau befindliche Parkhaus geleitet wurde, als es dort zum riesengroßen Chaos kam, als die Gendarmerie, heillos überfordert, mit Knüppeln auf alles eindrosch, was sich nicht ordnungsgemäß bewegte. „Prügel-Staat“ und „Hitler-Manieren“ titelten am Tag darauf die italienischen Tageszeitungen.

Ziel in Klagenfurt

Da ging es beim 73. Giro d’Italia rund um den Wörthersee schon viel freundlicher zu. Österreichs Radsport, noch voll im Visier der grandiosen WM am Faaker See (1987), nutzte die Gunst der Stunde. Und Norbert Steiner, damals Landesradsport-Präsident fädelte auf freundschaftliche Weise mithilfe des legendären Francesco Moser bei Giro-Direktor Vincenzo Torriani den Deal ein. Der Völker verbindende Alpen-Adria-Schmäh kam gut an, ein Abendessen da, eine Silvesterfete auf dem Domplatz in Klagenfurt, natürlich ein paar Millionen Lire (es sollen so umgerechnet um die 100.000 Euro gewesen sein) – und schon rollte der Giro nach Klagenfurt. Das Besondere daran aber war: Klagenfurt war nicht nur Etappenziel oder Startort, nein, eine komplette Kärnten-Etappe mit Start und Ziel in Klagenfurt wurde damals am 31. Mai 1990 ausgetragen.

Es ging dem Nordufer des Wörthersees entlang, dann von Velden über die heutige Ironman-Strecke und Ludmannsdorf retour nach Klagenfurt, Zielankunft in der Rosentaler Straße. Und ein gewisser Allan Peiper gewann den Zielsprint. Später war der Australier Manager bei T-Mobile, Sportdirektor bei Davitamon-Lotto und auch bei HTC-Highroad. Er galt als einer der Mentoren des Mark Cavendish. Nach der Klagenfurt-Etappe verließ der Giro von Velden aus, natürlich vor dem Casino, Kärnten in Richtung Toblach.

2011 auf den Großglockner

Neben Kärnten war auch Tirol (mit Innsbruck und Mayrhofen), und besonders Osttirol (Lienz, Sillian), immer wieder Schauplatz von Giro-Etappen. Wann immer es den Organisatoren ins Konzept passte, schnappte Tourismus-Obmann Franz Theurl zu und lenkte die Rundfahrt nach Lienz, oftmals Start- und Zielort. Das letzte Mal 2011, als es von Spilimbergo wieder auf den Großglockner ging, dieses Mal freilich ohne Skandal. 200.000 Euro musste man damals schon als Etappenort in die Giro-Kasse einzahlen.

Mittlerweile erinnert man sich leider mit viel Trauer an diesen Giro d’Italia 2011. Zum Sieger stieg fast ein Jahr später Michele Scarponi auf (der ursprüngliche Sieger Alberto Contador erhielt nachträglich eine Doping-Sperre). Vor wenigen Tagen wurde jener Scarponi während einer Trainingsfahrt in seinem Geburtsort Filottrano tödlich verletzt, als er frontal mit einem Kleintransporter kollidierte.