Der Topfavorit trägt nach der achten Etappe der 103. Tour de France erstmals Gelb. Titelverteidiger Christopher Froome feierte am Samstag mit einer überraschenden Attacke kurz vor der Abfahrt vom Col de Peyresourde den Tagessieg und führt nun auch im Gesamtklassement. Der bisher an der Spitze liegende Belgier Greg van Avermaet verlor in den Pyrenäen über eine Viertelstunde.
Froome fuhr am Ende des 184 km langen und schwierigen Teilstücks von Pau über den 2.115 m hohen Col du Tourmalet nach Bagneres-de-Luchon 13 Sekunden auf den Tageszweiten Daniel Martin aus Irland heraus. Es war nach Mark Cavendish (Sky/3) und Vortagessieger Stephen Cummings (Dimension Data) bereits der fünfte Etappensieg eines Briten auf der diesjährigen Tour.
Im Gesamtklassement gab es wie erwartet an der Spitze eine Änderung: Van Avermaet, der nach seinem Solosieg am Mittwoch noch über fünf Minuten voran gelegen war, kam auf der zweiten Pyrenäen-Etappe mit mehr als 15 Minuten Rückstand ins Ziel.
Attacke
Beim letzten Anstieg flankiert und geschützt vom Sky-Team, attackierte Froome bei der folgenden 15-km-Abfahrt vom Col de Peyresourde. Aerodynamisch vorteilhaft, aber gefährlich auf dem Mittelrohr sitzend, kam der Brite auf der Abfahrt auf Geschwindigkeiten bis 90 km/h. Die Verfolger rund um Nairo Quintana und Alejandro Valverde konnten nicht mehr folgen. "Nach dem Gipfel habe ich mir gedacht: Versuch es doch einfach", meinte Froome, der auch bei seinen bisherigen zwei Gesamtsiegen früh den Grundstein gelegt hat.
"Ich hatte heute einfach nur Spaß. Ich hoffe, dass ich nicht zu viel investiert habe, es ist kein großer Vorsprung", erklärte Froome. Landsmann Adam Yates und der Spanier Joaquim Rodriguez liegen mit je 16 Sekunden Rückstand auf den zweifachen Tour-Sieger (2013, 2015) zurück. Quintana liegt mit 23 Sekunden Rückstand als Sechster in Lauerstellung. Der kolumbianische Tour-Zweite aus dem Vorjahr gilt als größter Herausforderer von Froome. Alberto Contador büßte hingegen wieder Zeit ein. Der Rückstand des Spaniers auf den Briten beträgt bereits mehr als drei Minuten.
Als bester Österreicher klassierte sich Georg Preidler. Der Profi vom Giant-Team landete mit 13:25 Minuten Rückstand an der 47. Stelle, Patrick Konrad wurde 79. Am Samstag - so spät wie selten bei der Tour - stieg mit Michael Morkov der erste der 198 Starter aus. Der Däne war auf der ersten Etappe schwer gestürzt.
Am Sonntag steht die nächste Herausforderung mit der ersten Bergankunft in Andorra-Arcalis auf dem Programm. Vor dem über 10 km langen Schlussanstieg sind vier weitere Pässe zu bewältigen.