Die Frage war nur, wann es passieren und Demi Vollering der Tour de France ihren Stempel wieder aufdrücken wird. Die Starfahrerin aus den Niederlanden hatte mit dem Sturz auf der fünften Etappe der französischen Landesrundfahrt Pech, verlor dort Zeit. Auf dem letzten Teilstück schlug sie zu, um 53 Kilometer später den Toursieg um vier Sekunden zu verpassen. Vollering wartete nicht bis zum letzten Anstieg der Tour, die legendäre Auffahrt nach Alpe d‘Huez. Im Steilsten des Col du Glandon – der Berg der höchsten Kategorie türmte sich vor den 21 Kehren des Teufels auf –attackierte die Niederländerin von SD Worx-Protime.

Nur Landsfrau Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck) konnte parieren. Die weiteren Kapitäninnen mussten reißen lassen, darunter auch die Gesamtführende Katarzyna Niewiadoma (Canyon). Es entwickelte sich eine beherzte Jagd der Verfolgerinnen auf das niederländische Fluchtduo. Ein Sekundenkrimi kündigte sich an.

Eine famose Vorstellung lieferte währenddessen eine Österreicherin ab. Valentina Cavallar (Arkéa - B&B Hotels), die Zweite der Staatsmeisterschaft, hat gut ein halbes Jahr nach dem Erhalten des Profivertrags eine ungemeine Talentprobe abgeliefert. Sie hielt sich unter den Besten auf, fuhr mit den zwei Niederländerinnen über den Glandon, fiel dann etwas ab. Sie kam als Siebente ins Ziel.

Alpe d‘Huez wurde dann zum Schauplatz der Entscheidung, denn Niewiadoma kämpfte bis zum Äußersten und verkürzte den Abstand wieder. Oben im Ort drückte Vollering auf das Tempo und sicherte sich den Tagessieg und damit die Bonussekunden. Das Warten begann, denn vor der Etappe hatte sie einen Rückstand von 1:15 Minuten. Während Vollering am Boden nach Luft rang, rettete Niewiadoma als Vierte vier Sekunden in das Ziel und feierte unter Tränen ihren ersten Gesamtsieg bei einer Grand Tour.