Die 18. Etappe der Tour de France hat wie erwartet den großen Tag der Ausreißer gebracht. Der Belgier Victor Campenaerts triumphierte am Donnerstag nach 179,5 km von Gap nach Barcelonnette in einem Dreiersprint. Gregor Mühlberger befand sich als einziger Österreicher in einer anfangs deutlich größeren Fluchtgruppe. Landsmann Felix Gall kam im Feld mit Spitzenreiter Tadej Pogačar mit über 13 Minuten Rückstand ins Ziel, behauptete seinen elften Gesamtrang aber knapp.

Campenaerts sorgte für den vierten belgischen Etappensieg bei der laufenden Tour. Der 32-jährige Lotto-Profi, einst Inhaber des Stunden-Weltrekordes, überraschte auf der Zielgeraden seine Fluchtgefährten Matteo Vercher aus Frankreich und Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski aus Polen. Mühlberger kam mit der dritten Gruppe als 29. mit 37 Sekunden Rückstand an. In der Gesamtwertung spielt der Niederösterreicher vom Movistar-Team im Gegensatz zu Gall keine Rolle.

Mühlberger hatte es in der Anfangsphase des hügeligen Teilstücks mit 3100 Höhenmetern in eine fast 40 Mann starke Spitzengruppe geschafft. Die vorentscheidende Etappe lancierte Kwiatkowski kurz vor der letzten von fünf Bergwertungen der dritten Kategorie 36 Kilometer vor dem Ziel. Nur Vercher und Campenaerts konnten mit, das Trio arbeitete anschließend gut zusammen und hielt die Verfolger im Finish auf Distanz. „Das ist das Highlight meiner Karriere“, sagte Campenaerts noch eine halbe Stunde nach der Zieldurchfahrt in Tränen.

Pogačar weiter klarer Favorit

Das Feld hatte bei Temperaturen von teilweise mehr als 30 Grad zwischenzeitlich über 15 Minuten Rückstand auf die Ausreißer. Gall hätte damit zwei Plätze im Gesamtklassement eingebüßt. Am Ende reichte sein Vorsprung noch knapp aus, um die in der Gruppe mit Mühlberger ins Ziel gekommenen Steff Cras (BEL) und Guillaume Martin (FRA) auf Distanz zu halten, die sich auf den zwölften bzw. 13. Rang vorschoben. Seinen Angriff auf die Top Ten muss der Osttiroler aus dem Decathlon-Team, im Vorjahr Gesamt-Achter, in den beiden kommenden Tagen lancieren.

Am Freitag stehen 144,6 Kilometer von Embrun in das Skigebiet Isola 2000 auf dem Programm. Vor dem 16 Kilometer langen Schlussanstieg sind mit dem Col de Vars und der Cime de la Bonette zwei Berge der höchsten Kategorie zu absolvieren. Letztere wird mit 2802 Metern Seehöhe der höchste Punkt, der jemals in der Geschichte der Tour de France überfahren worden ist. Am Samstag folgt noch eine Bergetappe mit etwas weniger langen Anstiegen, ehe am Sonntag das abschließende Zeitfahren in Nizza ansteht.

Der Slowene Pogačar geht unverändert als klarer Favorit und mit 3:11 Minuten Vorsprung auf seinen härtesten Widersacher, den dänischen Vorjahressieger Jonas Vingegaard, ins Finale. Beide kämpfen um den jeweils dritten Tour-Sieg. Als Dritter befindet sich nur noch der belgische Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel mit 5:09 Minuten Rückstand einigermaßen in Schlagdistanz. Gall fehlen 19:04 auf die Spitze, auf den zehntplatzierten Kolumbianer Santiago Buitrago ist es aber nur eine halbe Minute.