Die längste Etappe der Tour de France von Piacenza nach Turin war eine für die Geschichtsbücher. Biniam Girmay sorgte für den ersten Tour-Sieg eines Afrikaners überhaupt. Im Sprint des durch einen Sturz stark dezimierten Feldes holte der 24-Jährige aus Eritrea hauchdünn den Sieg. Das Gelbe Trikot wechselte vor dem ersten Schlagabtausch im Hochgebirge von Tadej Pogacar zum zeitgleichen Olympiasieger Richard Carapaz, der aufgrund der insgesamt besseren Platzierungen vorne liegt.
Auf dem dritten Abschnitt gönnte sich das ganze Feld quasi eine Verschnaufpause nach dem harten Auftakt und vor der ersten Bergetappe. Es gab keine nennenswerten Ausreißversuche, das Feld rollte meist geschlossen dahin. Im Finale wurde es aber erwartungsgemäß hektisch. Aufgrund der besonderen Konstellation um die Gesamtführung mit vier zeitgleichen Fahrern mischten auch die Klassementteams vorne mit. Prompt kam es 2,3 km vor dem Ziel zu einem Sturz mehrerer Fahrer, der viele entscheidend aufhielt.
Girmay kam als einer von wenigen Topsprintern unbeschadet durch und schlug zwei Jahre nach seinem Etappenerfolg beim Giro d‘Italia auch bei der Tour zu. Er gewann vor Fernando Gaviria (COL/Movistar) und Arnaud de Lie (BEL/Lotto). Auch der Ecuadorianer Carapaz entging dem Chaos vor dem Ziel und kam als Etappen-14. an. Wodurch der Giro-Sieger von 2019 aus dem EF-Rennstall am Dienstag erstmals das Gelbe Trikot tragen darf. Er führt weiterhin zeitgleich vor Pogacar, Remco Evenepoel und Titelverteidiger Jonas Vingegaard. Felix Gall liegt 21 Sekunden zurück auf Platz 18.
Diese Rangordnung könnte sich am Dienstag grundlegend ändern. Denn die vierte Etappe führt von Pinerolo über 140 km und 3.900 Höhenmeter nach Valloire in Frankreich. Mit Sestriere (2.040 m) und dem Col du Galibier (2.630 m) 20 km vor dem Ziel warten die ersten langen Anstiege, die allerdings nicht besonders steil sind.