Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat am Mittwoch anlässlich seiner 131. Session in Lima erwartungsgemäß eine historische Entscheidung getroffen. Erstmals seit fast 100 Jahren gab es eine Doppelvergabe von Olympischen Spielen. Die Vollversammlung der IOC-Mitglieder beschloss in Perus Hauptstadt, dass die Sommerspiele 2024 in Paris und jene 2028 in Los Angeles stattfinden werden.
Von den 94 IOC-Mitgliedern waren nach Angaben der Organisation 85 in Lima. Eine außerordentliche Vollversammlung des IOC hatte die Grundsatzentscheidung für eine Doppelvergabe der XXXIII. und XXXIV. Sommerspiele schon am 11. Juli in Lausanne getroffen. Danach handelten beide Städte die Reihenfolge und den rechtlichen Rahmen mit Hilfe des IOC aus.
Bürgernahe Konzepte
Paris und Los Angeles präsentierten am Mittwoch noch einmal ihre Vorzüge den IOC-Mitgliedern, legten bürgernahe Konzepte vor. Sie warben mit vergleichsweise geringen Kosten, da die meisten Sportstätten bereits bestehen. Die Bürger stehen hinter den Plänen. IOC-Präsident Thomas Bach hatte wiederholt von einer "goldenen" Gelegenheit gesprochen, die Spiele an Paris und Los Angeles gleichzeitig zu vergeben.
Die Entscheidung von den IOC-Mitglieder per Handzeichen getroffene Entscheidung ist auch ein erster Versuch, die Vergabepraxis zu reformieren und Bestechungsversuchen künftig vorzubeugen. Das IOC hat zudem Planungssicherheit bei dem Milliardengeschäft mit den Sommerspielen für elf Jahre. "Zwei großartige Städte aus zwei großartigen Ländern mit einer großartigen olympischen Geschichte", sagte Bach. "Das ist eine Win-Win-Win-Situation."
Paris kalkuliert mit 6,2 Milliarden Euro
Paris will das Stade de France als Olympiastadion nutzen. Die französische Hauptstadt kalkuliert mit 6,2 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren hatte Paris gleich mehrmals das Nachsehen, als es um die Vergabe der Olympischen Sommerspiele ging. Für 1992 unterlag man in der finalen Abstimmung Barcelona, für 2008 erhielt Peking den Vorzug, und im Hinblick auf 2012 unterlag Paris London mit 50:54 Stimmen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versicherte in einer Videobotschaft: "Das ganze Land steht hinter den Spielen." Bürgermeisterin Anne Hidalgo zeigte sich in Lima tief berührt und sprach von einem historischen Abkommen. Paris tritt mit dem Motto "Made to share" (Zum Teilen gemacht) an.
Los Angeles will - wie schon bei den Spielen 1932 und 1984 - das Los Angeles Memorial Coliseum nutzen. Mit umgerechnet 4,44 Mrd. Euro will die kalifornische Metropole auskommen. Das IOC schießt 1,8 Milliarden Dollar (1,51 Mrd. Euro) zu.
"Folge der Sonne"
Los-Angeles-Bürgermeister Eric Garcetti versprach große Spiele nach dem Motto "Follow the sun" (Folge der Sonne): "Die Menschen in LA nehmen die Spiele nicht als etwas wahr, was in elf Jahren stattfindet, sondern die Spiele beginnen heute."
Es war die zweite Doppelvergabe von Sommerspielen in einem Jahrhundert. Im Juni 1921 waren die Spiele 1924 ebenfalls an Paris und für 1928 an Amsterdam vergeben worden. Für 2024 hatten sich ursprünglich auch Hamburg, Boston, Rom und Budapest beworben. Alle vier zogen zurück. Grund war fast immer das Misstrauen der Bürger in das Versprechen. Für Boston ging Los Angeles als US-Bewerber ins Rennen.