Sechs russische Skilangläufer sind im Zuge der Ermittlungen wegen möglicher Dopingverstöße bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi vorläufig gesperrt worden. Das gab der Internationale Ski-Verband (FIS) in einer Mitteilung am Freitag bekannt. Die Namen der betroffenen Athleten, deren Sperre seit Donnerstag in Kraft ist, wurden nicht genannt.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem McLaren-Report aufgenommen und die FIS bemächtigt, die vorläufige Suspendierung vorzunehmen. Man sei entschlossen, die nötigen Maßnahmen zur Bestrafung möglicher Verstöße zu ergreifen, sagte FIS-Präsident Gian Franco Kasper.

Erst kurz zuvor hatte Staatspräsident Wladimir Putin am Freitag bei einer Pressekonferenz betont, dass es in Russland nie ein staatliches Dopingsystem gegeben habe.

Damit aber nicht genug: Disziplinarverfahren gegen 28 russische Athleten, dazu Nachkontrollen aller russischer Olympia-Teilnehmer von 2010 bis 2014: Nach den erschütternden Erkenntnissen über mutmaßliches Staatsdoping in Russland hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) Maßnahmen ergriffen. Demnach wird ein Verfahren gegen 28 russische Teilnehmer der Winterspiele 2014 in Sotschi wegen Dopingverdachts eingeleitet.

Die Liste könnte angesichts der angekündigten Nachanalysen aller russischer Teilnehmer bei den Sommerspielen 2012 in London sowie den Winterspielen 2010 in Vancouver und 2014 noch deutlich länger werden.

Die getroffenen Maßnahmen des IOC sind die Konsequenz aus den Erkenntnissen des zweiten McLaren-Reports Anfang des Monats. Der WADA-Chefermittler hatte 95 Proben russischer Athleten von Sotschi untersucht. Bei 28 Sportlern hätten sich demnach Beweise für eine Manipulation der Proben ergeben. Namen wurden nicht genannt.

Vier Olympiasieger

McLaren hatte bereits bei der Vorstellung seiner Untersuchung am 9. Dezember in London davon gesprochen, dass Dopingproben von insgesamt zwölf Medaillengewinnern der Sotschi-Spiele 2014 manipuliert wurden. Vier Olympiasieger seien dabei gewesen.

"Das ist die unmittelbare Folge des McLaren-Reports. Das IOC wird über die Untersuchungsergebnisse hinaus die Proben aller russischer Teilnehmer an den olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 und auch den Olympischen Spielen in London 2012 neu analysieren", kündigte IOC-Präsident Thomas Bach an.

In den bisherigen Nachkontrollen der Sommerspiele 2008 und 2012 sind bereits 27 russische Athleten ertappt worden. Auch von den Winterspielen 2010 in Vancouver sollen alle Proben der russischen Teilnehmer noch einmal kontrolliert werden.

FSB soll mitgeholfen haben

Das IOC betonte zugleich, dass die 28 Sotschi-Fälle nicht vergleichbar mit einer positiven Dopingkontrolle seien. Trotzdem könne eine Manipulation der Probe zu einem Verstoß führen. So soll es in Sotschi zum Austausch von positiven Proben mithilfe des Inlands-Geheimdienstes FSB gekommen sein. Dies hatte der in die USA ausgewanderte Gregori Rodschenkow, der ehemalige Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, behauptet.

Die Disziplinarverfahren des IOC gegen die russischen Sportler führt aber nicht automatisch zu einer sofortigen Suspendierung. Dies ist die Sache der jeweiligen Weltverbände in den betreffenden Sportarten.

Unterdessen wurden weitere große Sportereignisse in Russland gestrichen. So werden die Weltcup-Finali der Eisschnellläufer in Tscheljabinsk und der Langläufer in Tjumen im März in ein anderes Land verlegt. Zuvor waren dem Olympia-Ort Sotschi bereits am 13. Dezember die Weltmeisterschaften der Bob- und Skeletonfahrer wegen der massiven Dopingvorwürfe entzogen und nach Königssee verlegt worden. Der russische Biathlon-Verband hatte die Junioren-WM im Westen des Landes und den Weltcup in der sibirischen Stadt Tjumen freiwillig zurückgegeben.