Snowboard-Olympiasiegerin Julia Dujmovits hat die Höhen und Tiefen des Sports selbst miterlebt, und sie war auch dabei, als es ihrem Freund Bernhard Sieber im Leichtgewichts-Zweier bei den Ruderern in Rio gar nicht nach Wunsch verlaufen war. Die Medien-Schelte, wonach einige Athleten Olympia-Touristen seien, und denen sogar die Gratis-Essen im Österreich-Haus vorgehalten wurden, kann sie nicht verstehen. "Ich weiß, worauf man alles verzichtet und wie viel Herz da dahintersteht. Es fliegt dort niemand hin, um sich die Stadt anzuschauen, es fliegt auch keiner hin, um irgendwo gratis essen zu gehen, weil ganz ehrlich, das kann ich daheim bei meiner Großmutter auch", ärgert sich Dujmovits über diesbezügliche Berichte.
"Olympia-Tourist"
Die Bezeichnung "Olympia-Tourist" stößt der 29-jährigen Burgenländerin da gleich mehrfach auf. "Das wirft ein extrem schlechtes Bild auf den ganzen Sport. Das betrifft ja auch mich: Wer ist denn im Wintersport dann Olympiatourist? Ich war bei meinem ersten Rennen Olympiatourist und dann habe ich gewonnen. Bei mir ist es schnell gegangen vom 'Tourist' aufs Podium. Man kann nicht einfach jeden Athleten, dem es gerade nicht aufgeht, als Touristen bezeichnen. Das ist der entscheidende Punkt, man sollte fair bleiben."
Zudem sei diese Art von Berichterstattung auch nicht gerade motivierend für den Nachwuchs, der sich Olympia zum Ziel setzt.
Falsche Richtung
Dass sich an der grundsätzlichen Haltung etwas ändern muss, daran zweifelt aber auch Dujmovits nicht. "Ich glaube, wenn es so weiter geht, dann sind wir bald auch keine Winternation mehr", sagte sie kürzlich im Gespräch mit der APA lachend. "Es fehlt generell ein bisserl der Stellenwert vom Sport im Land." Man müsse auch die Motivation, warum Kinder Sport machen sollen, ändern. "Es geht für mich oft in eine falsche Richtung." Dujmovits findet es "super cool", dass das Burgenland das erste Bundesland ist, wo es die tägliche Turnstunde gibt. Aber: "Es muss ja nicht jeder in den Leistungssport gehen, es geht um die Begeisterung für den Sport. Da sehe ich den ersten Ansatz und das erste Problem."
Ein weiteres sieht sie darin, dass in immer weniger Schulen Skikurse angeboten werden. "Das ist nicht das Billigste, was man so machen kann." Ihr selbst sei der Zugang zum Snowboarden durch diese Schulkurse mit ermöglicht worden.