Das lange Warten auf die erste Medaille und die damit verbundene Schelte in machen heimischen Medien - für einige Sportler des Österreichischen Olympischen Komitees ist das in Rio zu viel gewesen. Die Rhythmische Gymnastin Nicol Ruprecht überdenkt wegen dem Negativgerede sogar die Fortsetzung ihrer Karriere. "Es tut einfach auch weh, ich muss mir das wirklichüberlegen", sagte die Gesamt-20.
Christoph Sieber, der Chef de Mission der österreichischen Olympia-Mannschaft, hat die Problematik in den vergangenen Tagen sehr intensiv mitbekommen. "Was man machen kann, ist eine schwierige und komplexe Frage. Man kann nicht ändern, was andere über einen sagen oder schreiben. Man kann nur an sich selbst arbeiten, dass man eine dickere Haut bekommt und auf sich selbst konzentriert. Das wird das Wichtigste sein", sagte er zur APA - Austria Presse Agentur. stark
Langstreckenläuferin Jennifer Wenth musste sich nach eigener Aussage überwinden, sich im 5.000-m-Finale an die Startlinie zu stellen. Es war klar, dass sie in der von Afrikanerinnen dominierten Disziplin nur am Ende des Feldes zu finden sein wird. Triathlet Thomas Springer war nach seinem 47. Platz in Tränen aufgelöst und ratlos, entschuldigte sich im Ziel bei den Medienvertretern und sagte: "Ich bin kein Olympia-Tourist."
Sieber erläuterte, er hätte den Sportlern am liebsten das Internet weggenommen, damit sie den Fokus leichter halten können. "Abgesehen davon, dass die Mehrheit der Medien normalen und seriösen Journalismus betreibt, gibt es immer ein paar schwarze Schafe und hetzerische Artikel und Kommentare auf Online-Plattformen. Da wird eine Stimmung verbreitet, da braucht man als Athlet eine sehr dicke Haut, damit man sein Cool nicht verliert."
Nahe am Athleten dran
Es sei auch ein riesiger Unterschied, ob man von weit weg von der Couch oder dem Schreibtisch aus fern-urteile und verdamme, oder ob man nah am Menschen dran sei. "Fakt ist, dass jeder Athlet hier eine anspruchsvolle internationale Qualifikation hinter sich hat. Das waren unsere Kriterien, somit ist jeder gerechtfertigt hier."
Das Team um ihn sei sehr nah am Athleten dran und habe im persönlichen Umgang versucht, mit Gefühl vorzugehen, die Athleten zu würdigen und aufzubauen. "Um das Gefühl, das zum Teil vorhanden war, etwas abzufedern", erklärte der Surf-Olympiasieger von 2000.
"Wenn du Erfolg in Form von Medaillen hast, liegt die Aufmerksamkeit woanders. Da das nicht der Fall war, lag die Aufmerksamkeit mehr auf dem Geraunze. Das ist leider so, das müssen wir alle eine dicke Haut haben."
Man werde in Zukunft verstärkt - vor allem in der Vorbereitung - auf die mentale Arbeit setzen. "Es gibt Möglichkeiten, einen Sportler so einzustellen, dass er leichter mit solch einer Herausforderung umgehen kann. Die ist hier in einer nie da gewesenen Qualität, um es schön zu sagen, aufgetreten. Die Spiele waren sehr lehrreich für uns", sagte Sieber abschließend.