Die Zuschauer stimmten sich schon zwei Stunden vor der finalen Bolt-Show im Kreis der Fünf Ringe ein, als der Superstar und Entertainer zur Medaillenfeier nach dem 200-m-Rennen vom Vortag erstmals an diesem Abend ins Olympiastadion schritt. Nach dem Staffeltriumph in 37,27 Sekunden unterhielten Bolt und seine Kollegen Asafa Powell, Yohan Blake und Nickel Ashmeade die jubelnde Menge mit ausgelassenen Tänzchen.
"Hier habt ihr es, ich bin der Größte", tönte Bolt. "Ich bin erleichtert, es ist passiert. Ich bin glücklich und stolz auf mich. Es ist wahr geworden." Die hinter den Überraschungszweiten Japan (37,60) als Dritte ins Ziel gekommenen US-Amerikaner mussten ihre Freudenrunde indes abbrechen, da sie nachträglich wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert wurden. Kanada erbte Platz drei. Justin Gatlin sprach von einem "Alptraum".
Bolts Körper spielt nicht mehr ganz mit
Bolt machte in Rio einen starken Eindruck, die Zeiten, in denen er Weltrekord lief, sind aber vorbei. "Mein Körper hat nicht mitgemacht. Ich erhole mich nicht mehr so schnell", hatte Bolt nach dem 200er gemeint. Für 2017 wird er sich noch einmal aufraffen, bei den Weltmeisterschaften in London will er dabei sein.
Mit elf Goldmedaillen ist er schon jetzt der erfolgreichste WM-Teilnehmer in der Leichtathletik. Bei Olympia hat er das nicht erreicht, da sind der Finne Paavo Nurmi (9 Gold, 3 Silber) und der US-Amerikaner Carl Lewis (9/1) vor ihm. Im Ranking der erfolgreichsten Teilnehmer aller Sommerspiele stieg Bolt auf Platz sechs auf, Schwimmer Michael Phelps (USA) hat ihm hier mit 23 Titeln viel voraus.
"Was gibt es da noch zu sagen, dieser Kerl ist ein Genie! Seit Muhammad Ali hat es keinen mehr gegeben, der die Massen so bewegen konnte. Eine unglaubliche Reise", sagte Sebastian Coe, der Präsident des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF in einem Interview mit der französischen Nachrichtenagentur AFP. "Der Unterschied zwischen guter und großartiger Athlet ist die Langlebigkeit. Und Bolt hat diese Langlebigkeit."
Bei den Frauen ging der Staffel-Sieg in 41,01 an die US-Amerikanerinnen Tianna Bartoletta, Allyson Felix, English Gardner und Tori Bowie. Silber holte Jamaika (41,36), Bronze mit dem nationalen Rekord von 41,77 Großbritannien. Für Felix bedeutete dies die fünfte Goldmedaille, so viele hat noch keine Leichtathletin bei Sommerspielen gewonnen.