Michael Phelps - selbst in der Heimat nicht unbescholten - ist als großer Held von der Olympia-Bühne abgetreten. Der Abschied seines ewigen Rivalen Ryan Lochte dagegen ist in Rio aus den Fugen geraten. Die Party-Tour des US-Schwimmstars mit seinen Staffelkollegen beschäftigt die Behörden. Ihre Geschichte über einen Überfall hat sich als erfunden herausgestellt. Auch Lochte droht eine Strafe.
Von den olympischen Bewerben hatte sich Lochte eher still verabschiedet. Seine einzige Medaille holte er mit der vergoldeten US-Staffel über 4 x 200 m Kraul. Sein Abgang hingegen sorgte für mächtig Wirbel. Es geht um eine Nacht in Rio. Ein Video zeigt, wie Lochte und seine Kollegen auf einer Tankstelle randalieren. Zu vertuschen hatten sie das versucht, indem sie von einem Überfall mit Waffeneinsatz berichteten.
Peinlich für den US-Verband
Alles frei erfunden, sagt Rios Polizei. Der US-Verband musste das in der Nacht auf Freitag im Wesentlichen zugeben und sich hochnotpeinlich bei den Gastgebern entschuldigen, die Negativberichte über Kriminalität im Umfeld der Spiele so gar nicht gebrauchen können. Lochte ist längst in der Heimat, am Donnerstagabend durften dann auch seine ursprünglich als Zeugen festgehaltenen Kollegen Gunnar Bentz und Jack Conger ausreisen.
Seinen Abschied hatte sich der sechsfache Olympiasieger Lochte sicherlich anders vorgestellt. Zwölf Olympia-Medaillen nennt der 32-Jährige sein eigen - mehr als jeder andere männliche Athlet der Geschichte mit Ausnahme von Phelps. In jedem anderen Land - und in fast jeder anderen Generation auch in den USA - wäre Lochte damit der große Star gewesen. Aber in seine Zeit fiel eben dieser Michael Phelps, mit 23 Goldmedaillen Rekord-Olympiasieger.
Demonstrative Gelassenheit
"Wir schwimmen seit 2004 gegeneinander, haben eine gute Rivalität und eine gute Freundschaft entwickelt", sagte Lochte während der Wettkämpfe im Olympic Aquatics Stadium in Rio. Auffällig war Lochte dort mit seiner demonstrativen Gelassenheit und den durch das Chlorwasser von grün-blau nach grau gefärbten Haaren - letzteres diesmal als Accessoire anstelle von Brillanten-Deko im Mund.
Bei seinem einzigen Einzelstart, jenem über 200 m Lagen, musste sich Lochte Sieger Phelps als Fünfter deutlich geschlagen geben. Bezwungen hat er seinen Landsmann überhaupt nur in einem einzigen großen Rennen: 2011 bei den Weltmeisterschaften in Shanghai, als er Phelps über dieselbe Distanz in Weltrekordzeit auf Platz zwei verwiesen hatte.
Phelps ist auch kein Kind von Traurigkeit
Auch Phelps' Karriere ist nicht frei von Eskapaden. Zweimal wurde der mittlerweile 31-jährige Familienvater wegen einer Fahrt unter Alkoholeinfluss zu Bewährungsstrafen verurteilt. Doch nun bestimmt die Party-Nacht von Lochte mit den Staffel-Olympiasiegern Conger, Bentz und Jimmy Feigen die Schlagzeilen.
Die Affäre wird nicht ohne Folgen bleiben. Der US-Verband will über Strafen entscheiden, die brasilianische Polizei das FBI um Mithilfe bitten, um weitere Informationen des frühzeitig abgereisten Lochte zu bekommen. Zwar äußerte Rios Olympia-Sprecher Mario Andrada Verständnis für die "Burschen" und deren Party-Nacht. Aber den Ärger um Sicherheit und Gewalt im Zeitraum der Spiele hätten sich die Organisatoren gerne erspart.
Auch Lochte kann mit Rio noch nicht abschließen. Seine weitere Karriereplanung ließ er offen. Zuerst einmal müsse er körperlich und mental etwas herunterfahren. "Ich kann nicht sagen, dass es vorbei ist", sagte der 32-Jährige. "Aber es sind eine Menge Sachen, die ich in den nächsten vier Jahren ändern muss, wenn ich in den Sport zurückkommen will." Möglicherweise auch sein Verhalten.