Die Tischtennisspieler sind unter Österreichs Medaillenaspiranten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro genannt worden, besonders die Mannschaft der Herren. Als Europameister waren sie angetreten, zogen aber wie die Damen im Viertelfinale den Kürzeren. Dass man mit zwei fünften Plätzen die ÖOC-Sportart mit dem zumindest vorläufig besten Abschneiden war, ist da kein großer Trost.
Dass es nicht geklappt hat, habe für Stefan Fegerl einerseits unmittelbare sportliche Gründe gehabt. "Ich habe leider nicht die Initiative übernommen und dann wirst du knallhart bestraft und verlierst 0:3", bezog er sich beispielhaft auf seine Team-Partie gegen den Deutschen Dimitri Ovtcharov, in der er im zweiten Durchgang vier Satzbälle ungenutzt ließ. "Und bei einem 0:2 bist du dann einfach Zweiter", fügte der Niederösterreicher an.
Fegerl machte der lange Aufenthalt in Rio seit 30. Juli zu schaffen. "Über einen so langen Zeitraum die mentale Stärke zu behalten, ist für mich nicht so einfach", führte der 26-Jährige ins Treffen. "Da ist es schwierig, dass der Körper nicht wegbricht und du nicht schlaksig wirst. Wenn du nicht in deinem Umfeld bist, ist es schwer, die Power, die Spritzigkeit und die Fitness zu halten." Auch das wenig nahrhafte Essen im Dorf sei nicht förderlich gewesen.
Sein Teamkollege Robert Gardos sah eher Mängel in der Vorbereitung. Nur für das Doppel hätten er und Daniel Habesohn vor allem in Rio gut trainieren können, das habe sich mit den Siegen in beiden Doppeln auch rentiert. Gardos: "Aber im Einzel waren wir die letzten Monate nicht so gut vorbereitet, dass wir hier mithalten können." Man habe chinesische Linkshänder als Trainingspartner nach Österreich einladen wollen, die seien aber nie gekommen.
"Daher habe ich ein ähnliches Abschneiden erwartet", sagte der 37-Jährige auch unter dem Eindruck seines Auftakt-Out im Einzel. "Dass wir wirklich große Ziele haben, hat man auch nicht unbedingt gespürt. Und dann ist es schwer für uns als kleine Nation." Mit drei Spielern im Ranking doch recht klar hinter den Top Ten der Weltrangliste sei man nicht Favorit gewesen. "Da braucht es dann schon ein bisschen mehr, dass wir eine Medaille holen können."
Die Verantwortlichen müssten seiner Meinung nach das Abschneiden nun analysieren. "Man muss überlegen, was man anders machen kann. Okay, wir waren im Viertelfinale. Aber in einer Woche erinnert sich keiner mehr daran." Die Konkurrenz sei enorm, habe auch meist mehr Mittel. "Alleine die Deutschen haben das acht- oder zehnfache Budget von uns", wusste Gardos, dem auch die Trainingssituation in der Werner Schlager Academy missfiel.
Österreichs Damen wiederum haben ihr Plansoll mit dem Auftaktsieg gegen die Niederlande grundsätzlich erfüllt. Beim folgenden 0:3 stand Liu Jia, Sofia Polcanova und Li Qiangbing zwar eine Übermacht von drei japanischen Top-10-Spielerinnen gegenüber. Doch tags darauf bewiesen die Deutschen, dass auch die zu besiegen sind. Sie schafften es in einem fast vierstündigen Kampf mit einem 3:2-Sieg, den Japanerinnen das Finale zu verwehren.
Das österreichische Abschneiden in den Einzelbewerben war fraglos enttäuschend. Aus drei Spielen gelang nur ein Sieg, dieser hat Liu Jia den neunten Endrang eingebracht. Das bedeutet aber auch, dass die Tischtennis-Abordnung drei Top-Ten-Plätze zur ÖOC-Bilanz bei diesen Spielen beigetragen hat. In Tokio 2020 darf es noch ein bisschen mehr sein.